Er will Trier einnehmen und nebenbei Kurfürst werden. Der Erzbischof leistet erfolgreich Widerstand, Sickingen zieht wenige Tage später wieder ab. Franz von Sickingen war nicht nur Hauptmann der südwestdeutschen Reichsritter, er hatte auch die Gedanken der Reformation im Gepäck. Die einen Fürstentümer waren auf der Seite des katholischen Glaubens, die anderen für die Einführung der Reformation. Sickingen hat damals auch im Namen dieser Reformation gekämpft, die von Luther ausging. Nur war der Anlass seiner kriegerischen Auseinandersetzung gegen Trier eher profaner Natur: Es ging schlicht um Geld, Macht und Einfluss. Auch in diesen Tagen wird unter dem Deckmantel der Religion Gewalt verübt und Krieg geführt. Oder mit dem Anspruch auf das christliche Abendland gegen andere Religionen demonstriert. Ich glaube, dass es Gewalt und Krieg im Namen Gottes nicht geben darf. Und dass alle Menschen vor Gott gleich sind, ganz egal welcher Religion sie angehören. Jesus Christus hat das gezeigt und sich bedingungslos für das friedliche Zusammenleben eingesetzt. Der Apostel Paulus hat das vor 2000 Jahren in folgende Worte gefasst: "Es spielt keine Rolle, ob ihr Juden oder Griechen seid, Sklaven oder freie Menschen, Männer oder Frauen. Durch eure Verbindung mit Jesus seid ihr alle wie ein Mensch geworden." Dass alle, wirklich alle Menschen bei Gott und in dieser Welt gleich sind, ganz egal welche Herkunft, welche Religion, welches Geschlecht sie haben, ist der entscheidende Gedanke. Das "Franzensknüppchen" auf dem Petrisberg erinnert mich auch heute noch an Sickingen und mahnt: Es braucht weder Gewalt noch Ausgrenzung im Namen der Religion. Es braucht vernünftige Debatten über die Gleichheit und das friedliche Zusammenleben. Auch da, wo Angst vor anderen Religionen herrscht. Dr. Jörg Weber, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier