Glaube im Alltag

Donnerstagmorgen, 8. Januar: Das Hermeskeiler Pastoralteam trifft sich zum Dienstgespräch. Wir fahren Richtung Trier, der stark anhaltende Regen erschwert die Autofahrt.

Ein Unfall vor Trier lässt uns die Fahrtroute ändern, wir erreichen in Euren hinter dem Gefängnis unser Ziel. Wir sind in der Landesaufnahmestelle für Asylbegehrende gelandet. Vor dem Haus stehen viele, vor allem junge Menschen, die uns freundlich grüßen. Dr. Kettern, der Caritasdirektor, erwartet uns schon. Mit Hilfe von Karteikarten werden uns die vielfältigen Schritte des Asylverfahrens erklärt. Ich muss mich konzentrieren, damit ich verstehe, welche Stationen ein Flüchtling durchlaufen muss. Die Zahl, dass hier über 500 Personen untergebracht sind, lässt mich erahnen, was hier Tag für Tag erlebt wird. Viele, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, hoffen hier eine Bleibe zu finden und zur Ruhe zu kommen, erklärt uns Bernhard Jocher als Leiter der Caritas-Außenstelle. Die Flüchtlinge sind etwas erleichtert, ein Dach über dem Kopf, Essen und Kleidung zu haben. Im Unterrichtsraum sitzen einige, die erfolgreich unsere Sprache erlernt haben. Ein Blick in der Krankenstation beendet unseren Rundgang. Zwei Wochen später. Über 500 Menschen versammeln sich in der Hochwaldhalle Hermeskeil zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung. Soll in Hermeskeil eine Erstaufnahme für Flüchtlinge eingerichtet werden? Fragen und Ängste können geäußert werden, das ist wichtig. K. Allert-Wybranietz schreibt in einem Gedicht: "Viele sitzen da und warten auf Besserung. Einige wissen, dass die erforderlichen Medikamente auch in ihrer Hand liegen. Ganz wenige öffnen ihre Hände und verwenden die Medizin, die Liebe und Willen heißt." Mein Eindruck an diesem Abend ein ganz anderer: Es sind Gott sei Dank viele, die Solidarität und Nächstenliebe gezeigt haben!


Rüdiger Glaub-Engelskirchen, Gemeindereferent Hermeskeil

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