Glaube im Alltag

Vergangene Woche hatte ich in Pforzheim eine außergewöhnliche Begegnung. Seit langer Zeit habe ich die Angewohnheit, dass ich Kirchen aufsuche, um sie zu besichtigen, eine Kerze anzuzünden und um ein Gebet zu sprechen.

Meiner Frau war es zu heiß, so machte ich mich alleine auf den Weg. Ich steuerte zielstrebig auf die Kirche zu, leider war sie verschlossen. In unmittelbarer Nähe jedoch stand noch eine kleinere Kirche. Ich hatte Glück und konnte dort meine Kerze anzünden. Für mich ist eine solche Kerze Ausdruck meines Vertrauens zu Gott. Er ist nicht fern, er sieht mich, meine Sorgen und Schwierigkeiten, meine Ängste und Hoffnungen - aber vor allem an einem solchen Tag meinen Dank und meine Freude für schöne Urlaubstage. Da kam eine junge, ausländische Frau auf mich zu. Sie fragte, ob heute hier Gottesdienst wäre. Wir schauten gemeinsam im Pfarrbrief - aber leider fand an diesem Tag kein Gottesdienst statt. Weiterhin sagte sie zu mir, dass sie dringend jemanden zum Reden bräuchte. "Na dann legen Sie mal los, hier bin ich, ich habe Zeit." Sie komme aus Bosnien, eine Flüchtlingsfamilie mit zwei kleinen Kindern und ihrer Schwester. Ob sie nicht für mich arbeiten könne? Sie bräuchte das Geld für ihre Kinder. Gerne hätte ich ihr etwas gegeben, aber ich hatte nur einen Euro dabei für die Kerze. So habe ich ihr vorgeschlagen, mit zu meiner Frau zu kommen, denn in deren Tasche sei der Geldbeutel. Dankbar ging sie mit mir. Ich gab ihr Geld und wir versprachen füreinander zu beten. Das hat mich sehr beeindruckt. Was gibt es Schöneres, als dass jemand meiner im Gebet gedenkt? Ich weiß letztlich nicht, was der Frau geholfen hat: das Geld, die Zeit, in der wir miteinander reden konnten oder das Gefühl, im Glauben miteinander verbunden zu sein. Rüdiger Glaub-Engelskirchen Gemeindereferent, Hermeskeil

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