glaube im alltag

Was ich nicht alles zwischen den Jahren erledigen wollte: die Steuererklärung, Fahrtkostenabrechnung und dergleichen. Ach übrigens, zwischen den Jahren.

Eigentlich ein komischer Ausdruck. Zwischen den Jahren ist genau genommen gar nichts, eine Sekunde folgt auf die nächste, auch zum Jahreswechsel. Und dennoch fühlt es sich so an, als sei das Jahr mit dem Weihnachtsfest schon rum und das Neue noch nicht da. Es wird erzählt, dass drei Männer im Watt spazieren gingen. Da kam plötzlich die Flut, damit hatten sie nicht gerechnet. Das Ufer muss irgendwo in der Nähe sein, aber sie wissen nicht genau wo. Denn es ist dunkel geworden. Das Wasser steigt, die Männer geraten in Panik und laufen noch tiefer rein. Bis einer vorschlägt: Lass uns mal stehen bleiben und spüren, woher das Wasser kommt. So machen sie es, bleiben immer wieder stehen, orientieren sich, und bewegen sich weg vom Wasser, bis ans rettende Ufer. Von unserer Atmung berichtet man etwas ganz Ähnliches. Ausatmen, Pause, Einatmen, so versorgt sich der Körper mit Sauerstoff. Die Pause gehört unbedingt dazu. Ohne sie geht es nicht. Die religiöse Tradition weiß um die Bedeutung der Pausen. Sie redet von ora et labora, zu Deutsch: beten und arbeiten. Ruhe und Geschäftigkeit sollen sich abwechseln, das ist ein gutes Lebensprinzip. Heute spricht man von der work-life-balance. Ganz besonders wichtig dafür sind die Zwischenzeiten. Sie dienen der Orientierung und dem Atem holen. Ohne sie funktioniert es nicht. Daran mag uns auch die Zeit zwischen den Jahren erinnern. Ich wünsche Ihnen dass Sie diese Tage nutzen können zur Neuausrichtung und für eine Atempause. Und ich für meinen Teil überlege mir das noch mal mit der Steuererklärung. Pfarrer Christoph Urban, Konz

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