Glaube im Alltag

und natürlich denkt man viel jetzt über die Bibelstelle nach, derjenige, der ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein und alle gingen bei dieser Steinigung .

.." Aufmerksam habe ich Mitte der Woche das Interview mit dem Bundespräsidenten verfolgt. Es mag eine komplexe Rechtsmaterie sein, doch der Verweis auf die biblische Geschichte blieb mir im Kopf, so dass ich diese in Gänze durchlas. Eine Frau wird von den Pharisäern beim Ehebruch erwischt und zu Jesus gebracht, er solle für ein Urteil sorgen. Und Jesus sitzt gelassen da und schreibt etwas in den Sand. Die Pharisäer klagen weiter, und Jesus richtet sich auf und sagt ihnen ins Gesicht: "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie." Und bückt sich wieder, schreibt in den Sand. Die Menschen gehen weg. Die Frau und Jesus bleiben allein zurück. Er richtet sich wieder auf und fragt die Frau: "Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt?" - "Niemand", sagt die Frau, und Jesus sagt: "So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr." Mir fällt auf: Jesus schaut den Menschen in die Augen. Den Pharisäern und der Ehebrecherin begegnet er aufgerichtet. Er stellt im Konfliktfall Augenhöhe her. Das finde ich bemerkenswert daran. Und je länger ich darüber nachsinne, denke ich: Das tut jedem Konfliktfall gut, ob öffentlich oder privat. Augenhöhe braucht es in jeder Diskussion und jeder ethischen oder moralischen Auseinandersetzung. Sich um Augenhöhe bemühen und respektvoll behandeln hilft, Konflikte zu lösen und künftig zu vermeiden. Und das Schöne ist: Augenhöhe finden ist eine Empfehlung für beide Konfliktparteien. Pfarrerin Vanessa Kluge, Trier-Ehrang

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