Glaube im Alltag Der gute Hirt

Morgen ist es wieder soweit: Da hören wir in der Kirche das Evangelium vom „Guten Hirten“. Eine Paraderolle für Jesus. Es kommen Erinnerungen aus der Kindheit hoch, in denen wir ihn auf kitschigen Bildern sehen, wie er ein Schaf oder Lamm auf seinen Schultern trägt.

 Umfrage Corona Eifel: Carina Kesse (blonde Haare), Martina Schmitz (rote Haare) Pfarrer Thomas Weber

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Foto: privat

Fairerweise müssen wir sagen: Jede Zeit hat ihre Bilder – was früher gefiel, muss es heute nicht. Und in 50 Jahren sieht man die aktuelle Kunst auch mit anderen Augen. Warten wir es ab.

Das Bild vom guten Hirten und den Schafen sehen heute viele kritisch.

Kaum einer will Schaf sein, geschweige denn einem Hirten hinterherlaufen. Und das kann ich gut verstehen. Wir Menschen von heute sehen uns als Menschen mit eigenem Verstand und Charakter, als Individuen und nicht als willenlose Herdentiere. Geht mir genauso.

Und mit den Hirten von heute ist es auch schwierig: Einige haben sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert, wie wir regelmäßig lesen können. Da ist noch Aufarbeitung nötig! Aber es geht heute ja um Jesus, und da müssen wir genauer hinschauen.

Jesus - der „gute“ Hirt.

Das Wort „kalos“, das in der griechischen Sprache für „gut“ steht (denn so ist das Evangelium ja ursprünglich verfasst), hat noch viele andere Bedeutungen.

„Kalos“ heißt auch: schön, gutherzig, solide, vernünftig, hervorragend, geeignet, brauchbar, glücklich, nützlich, stattlich, attraktiv, edel, anständig, ehrenvoll, innerlich schön. Und das ist viel mehr als „gut“! Wir könnten ja, anstatt „der gute Hirt“ zu sagen, vom „schönen Hirten“ sprechen, vom „vernünftigen Hirten“, dem „brauchbaren Hirten“, dem „hervorragenden, nützlichen, attraktiven, edlen und anständigen Hirten“ und so weiter.

Und in unserem Kopf entsteht schlagartig ein ganz anderes Bild von Jesus. Ein Bild, das für mich viel umfassender wiedergibt, was Jesus für mich ausmacht. Der „gute Hirt“ wird schnell banal oder kitschig. Was ist schließlich „gut“? Irgendwie alles und nichts! Im vollen Sinn des Wortes ist es aber sehr viel mehr.

Zu diesem Jesus, zu diesem Typ Mensch kann ich aufschauen; so einen kann ich mir zum Vorbild nehmen. So jemand könnte ich ja selber sein. Ihm könnte ich nachfolgen wollen – nicht als scheinbar dummes Schaf, aber als ein Mensch mit Idealen, der das Beste aus seinem Leben machen will und kann - und so die Welt verändert.

Einen gesegneten Sonntag vom „guten Hirten“ wünscht Ihnen allen Ihr Pastor Thomas Weber!

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