glaube im alltag

Gnade und Recht Bundespräsident Horst Köhler hat dem Gnadengesuch von Christian Klar und Brigitte Hogefeld nicht stattgegeben. Im Vorfeld der Entscheidung gab es erregte politische Diskussionen darüber, ob die ehemaligen RAF-Terroristen ihre Gesinnung geändert haben und sich damit der Gnade würdig erweisen oder nicht.

Wann hat ein Mensch Gnade verdient und wann nicht? Aus christlicher Sicht ist die Frage klar zu beantworten: Gnade kann man sich nicht mit Wohlverhalten verdienen oder mit Starrsinn verscherzen. Gnade ist immer ein Geschenk. Ein Geschenk Gottes an den Menschen. Gnade ist ein zentraler Begriff des Glaubens und kommt in der Bibel sowohl im Alten wie im Neuen Testament häufig vor. "Gnädig und barmherzig ist der Herr, geduldig und von großer Güte", heißt es in Psalm 103,8. Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom darüber, wie der glaubende Mensch vor Gott bestehen kann: "...und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus geschehen ist"(Röm 3,24). Die Gerechtsprechung der Sünder ist durch das Opfer Jesu möglich. Sie geschieht nicht nach dem Maßstab und Maß menschlicher Leistung, sondern aus der bedingungslos sich schenkenden Gnade Gottes. Nimmt man dieses Verständnis von Gnade als Vorbild für das alltägliche Handeln eines Christen, dann spielt die Gnadenwürdigkeit eines Menschen keine Rolle. Es geht vielmehr darum, Gnade vor Recht ergehen zu lassen und sich vor Augen zu halten, dass man selbst der Gnade Gottes bedarf und auch auf die Gnade der Mitmenschen angewiesen ist. Elke Füllmann-Ostertag Pfarrerin, saarburg@ekkt.de

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