Glaube im Alltag

Familie X demonstriert für die Gleichbehandlung von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen. Frau Y klagt über ungleichen Lohn von Männern und Frauen.

Herr Z will qualifizierte, umfassende Kinderbetreuung. Unterschiedliche Meinungen zu haben und zu äußern ist in unserer Demokratie so normal wie nach verschiedenen Überzeugungen zu leben. Befremdet oder mitleidig schauen viele auf die Länder, in denen freie Meinungsäußerung und Lebensgestaltung eingeschränkt sind. Insbesondere totalitäre Regime oder Gruppierungen mit religiösem Hintergrund werden abgelehnt. Die Begründung ist, dass Religion hier nur als Vorwand diene eigene Interessen durchzusetzen. Das allerdings beschränkt sich nicht auf totalitäre Gruppen in fremden Ländern, sondern findet sich häufig auch im Kleinen, auch bei uns. Meinungsäußerungen über bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen oder Verhaltensweisen werden gerne religiös überhöht - zur Verurteilung der anderen, versteht sich. Mich erschrecken dabei die oft fanatische Intoleranz und die geradezu hasserfüllten Formulierungen - begründet mit dem vermeintlichen Willen Gottes. Ich maße mir nicht an, Einblick in die göttliche Schöpfungsordnung und in Gottes Pläne mit den Menschen unserer Tage zu haben. Ich halte mich lieber an die Bibel. An deren Anfang lese ich: Der Mensch - jede und jeder - ist als Bild und Gleichnis Gottes geschaffen. Daher ist für mich die Lebensgestaltung jeder und jedes anderen genauso zu respektieren, wie ich die meine respektiert sehen will. Und ich lese u. a. bei Jesaja: Gottes Gedanken sind nicht unsere Gedanken, sie sind so anders (und größer) wie der Himmel gegenüber der Erde. Damit ist jede Vereinnahmung Gottes für persönliche Meinungen hinfällig. Ingrid Müller Pastoralreferentin in Trier

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