Glaube im Alltag Ein(e) Prophet(in) im eigenen Land?

Unser Leben besteht in großen Teilen aus Kommunikation. Wir reden oft, wir reden viel, auch wenn wir manches Mal allzu Banales von uns geben, aber eben auch, wenn wir Dinge äußern, die uns und anderen wichtig sind.

 Pater Klaus-Peter Backes CM, Vinzentiner

Pater Klaus-Peter Backes CM, Vinzentiner

Foto: tv/FOTO ADEMES WEINSHEIM

Dabei verhalten wir uns über den Tag gesehen sehr unterschiedlich. Je nachdem, mit wem wir reden, ist unsere Rede offen oder eher verschlossen, sagen wir viel oder wenig, bleiben wir bei der Wahrheit oder nehmen wir es damit nicht allzu genau. Aber wir fühlen uns am wohlsten, wenn wir etwas sagen können. Warum das so ist? Weil es unsere (fast) einzige Möglichkeit ist, Kontakt mit anderen Menschen und mit unserer Außenwelt aufzunehmen und zu halten. Unsere menschliche Anlage ist auf Gemeinschaft angelegt. Diese lässt sich am besten herstellen, wenn wir uns mit anderen im Dialog befinden. Es ist schon viel darüber geforscht und geschrieben worden, wann und wie dieser Dialog gelingt und ein fruchtbarer ist.

Vorurteile scheinen dabei eine große Rolle zu spielen. Oft zählt nicht, was einer sagt, sondern wer es sagt. Das war zur Zeit Jesu nicht anders. In seiner Heimatstadt Nazareth konnte er nichts bewirken, keine Wunder wirken, weil alle sagten: „Ist er nicht der Sohn Josefs, kennen wir ihn nicht?“ Und Jesus stellt lapidar fest: „Der Prophet gilt nichts im eigenen Land.“ Eine Erfahrung, die uns nicht fremd sein wird. Bemerkungen, und seien sie noch so gut gemeint, kommen in der eigenen Familie oder Verwandtschaft selten gut an. Oft werden sie gar nicht verstanden, wenn sie Dinge schon vorausahnen, die das Potential haben, gründlich schief zu laufen. Dann heißt es oft: „Halte dich da raus, du hast sowieso keine Ahnung.“ Irgendwie scheint Nähe Kommunikation nicht unbedingt einfacher zu machen. Dabei liegt der Schlüssel für eine knifflige Situation oft nicht auf der Straße, sondern im eigenen Wohnzimmer. Trauen wie unseren Nächsten ruhig einmal zu, dass sie einen guten Blick auf uns und unsere Situation haben und schenken wir ihren Worten ruhig einmal Glauben. Es könnte uns in unserem Leben tatsächlich weiterbringen.

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