Glaube im Alltag

Sonntagabend - wie viele anderen erwarte ich mit Spannung den neuesten "Tatort". Ganz besonders, wenn einer meiner Lieblingskommissare tätig ist: Axel Milberg alias Klaus Borowski oder Ulrich Tukur, der Felix Murot mimt.

Wenn nicht irgendetwas Wichtiges dazwischenkommt, ist der "Tatort" für mich Pflicht. Nun haben Wissenschaftler festgestellt, dass diese Sendung in den letzten Jahren immer religiöser geworden sei. Vielen ist ja alleine schon der Sendetermin ein heiliges Ritual und jede Störung ein Sakrileg. In mehr als der Hälfte der untersuchten "Tatorte" habe die Geschichte etwas mit Religion zu tun. Es gehe um Schuld und Sühne, den Kampf des Guten gegen das Böse und um Gerechtigkeit. In Zeiten kleiner werdender Religionsgemeinschaften biete der "Tatort" so etwas wie einen Fernkurs in Religion. Nun geht es in einem "Tatort" neben seinen offensichtlichen religiösen Zügen ja eigentlich um etwas ganz anderes: um Verbrechen. Und ich frage mich, warum viele solche Krimis schauen - mich eingeschlossen. Was macht neben der spannenden Unterhaltung eigentlich die Faszination aus? Bei mir ist das sicher auch der uralte Wunsch, dass das Gute und die Gerechtigkeit am Ende siegen. Das hat für mich viel mit einer Hoffnung zu tun: Ich glaube, dass Gott uns Gutes in die Welt bringt. Das ist nämlich die schöne Botschaft von Weihnachten: Mit Jesus kommt uns der gute Gott als Mensch entgegen. Daran kann ich mich auch Mitte Januar noch gerne erinnern. Und dann ist mir klar: Neben Grausamkeit und Verbrechen vermittelt ein Krimi auch die Hoffnung auf Gutes in dieser Welt. Deshalb schaue ich gerne "Tatort". An diesem Sonntag zur Not auch mal einen "Polizeiruf". Dr. Jörg Weber ist Pfarrer beim Evangelischen Kirchenkreis Trier.

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