Glaube Im Alltag

"Jener Mensch Gott" hieß das Motto, unter dem gestern in ganz Deutschland und auch in unserer Region junge Leute unterwegs waren, mit anderen zusammen auf dem ökumenischen Jugendkreuzweg. Mit dem Blick auf mittelalterliche Bilder einerseits - und in die heutige Wirklichkeit andererseits.

Aus dem Mittelalter stammten die Bilder zum Kreuzweg: aus dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald; für das Heute hatten die Kreuzweg-Beter die eigenen Erfahrungen dabei, konnten ihre persönlichen Erinnerungen und Bilder aus dem Alltag anschauen. Beide Blickrichtungen stellten ihnen Jesus von Nazaret vor Augen. Beim Kreuzweg wird Jesus sichtbar in einer Gestalt, von der man lieber schnell den Blick abwendet: ein geschundenes und geschlagenes Opfer auf dem Leidensweg in den Tod. Und "jener Mensch Gott" lenkt den Blick gleich weiter auf sein heutiges Gesicht - auf Situationen und Strukturen, in denen Menschen heute zu Opfern gemacht werden. Wo sie unter Krieg und Gewalt leiden, wo sie in die Flucht geschlagen sind und neue Heimat brauchen. Wo Menschen in der Fußgängerzone betteln müssen oder wohnungslos und arbeitslos unter Brücken leben; wo sie schon als Kinder Gewalt erleben müssen, wo sie im Alter oder wegen einer Behinderung auf Barrieren stoßen. Auch in unserer Gesellschaft wird die Menschenwürde immer wieder angegriffen. Und in den Opfern blickt uns Jesus an. Wer mit ihm auf dem Kreuz-Weg unterwegs ist, lässt sich den alltäglichen Blick durchkreuzen. Ist herausgefordert, mehr zu sehen als nur die Leidens-Bilder aus ferner Geschichte - die sind ja verklärt als Kunst und übertönt von Ostern her. Auch der Palmsonntags-Kreuzweg morgen zum Petrisberg hinauf ist der Weg mit den Menschen - mit allen. Jesus nämlich geht gerade mit ihnen, mit "jenen Menschen". Altfried G. Rempe Pastoralreferent in Trier

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