glaube im Alltag

Vielleicht gehen Ihnen die kleinen Sätze auch so leicht über die Lippen: "Ja, den kenne ich!", "Die kenne ich auch!", wenn wir nach einer bestimmten Person gefragt werden. Und dabei sind es oft nur Äußerlichkeiten, die uns von einem Menschen bekannt sind.

Und selbst bei langjährig vertrauten Freunden erlebe ich immer wieder, dass ich zugeben muss: "So habe ich dich ja noch nie kennengelernt." Und wie wenig wissen viele Menschen von uns, die uns schon so lange zu kennen meinen. Wie wir wirklich sind, wohin wir uns entwickeln, was wir sein werden, wer weiß das schon? Das Fest Allerheiligen weist uns darauf hin, dass Heilige nicht nur Märtyrer sind oder ein Vorbild an religiöser Perfektion; auch nicht nur zölibatäre oder charismatisch herausragende Menschen, sondern dass jeder Mensch - mit seinem bruchstückhaften Leben - bei Gott ankommen kann: von ihm beschenkt wird. Wo dann offenbar wird, was er eigentlich ist und sein soll. Es ist das Fest der Namenlosen, der vielleicht schon Vergessenen, der Leisen und Unscheinbaren, das Fest all derer, die durch ihre Güte und Barmherzigkeit, durch ihren Einsatz für Gerechtigkeit und Wahrheit etwas sichtbar gemacht haben von den Vorstellungen Gottes in seiner guten Schöpfung, vom grenzenlosen, übervollen Leben. Das Fest will daran erinnern, dass Gott uns besser kennt, als wir selbst uns kennen. Gott ist die Liebe, und Liebe sucht Gemeinschaft, sucht Nähe, will sich teilen. Das passt nicht ins Macht- und Konkurrenzdenken unserer Zeit. Gottes Verheißung für uns ist: Wir werden ihm ähnlich sein, ihm gleich sein. Allerheiligen feiert diese Hoffnung: Wir werden Ihm gleich sein! Das ist eine Perspektive, die uns eigentlich den Atem nehmen müsste. Pfarrer Edwin Prim, Schleidweiler

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