Glaube im Alltag

Krieg nach Gottes Willen: Nein! Heute jährt sich zum 100. Mal das Attentat von Sarajevo, bei dem Erzherzog Franz Ferdinand, der Thronfolger Österreich-Ungarns, und seine Frau Sophie ermordet wurden. Aus einer Folge von Kriegserklärungen erwuchs der Erste Weltkrieg, an dessen Ende 17 Millionen Menschen ihr Leben gelassen hatten und Europa vor der nächsten, noch größeren Katastrophe stand.

Mich schreckt die Kriegsbegeisterung, die aus diesen Tagen berichtet wird, mit der viele junge Männer in die Schlacht fuhren, als ginge es ins Ferienlager. Und die Begeisterung der alten Männer, die den Enthusiasmus der Jugend schürten, ist noch viel erbärmlicher. Trauriges Beispiel ist das sogenannte Manifest der 93 Intellektuellen, damals sehr bekannte Professoren, die darin ihren Glauben an die deutsche Kultur bekannten und dem Militarismus das Wort redeten. Dieses Dokument stieß den evangelischen Kirchenvater des 20. Jahrhunderts, Karl Barth, so ab, dass er meinte, seine Theologie grundlegend überdenken zu müssen. Denn bei den Unterzeichnern waren auch seine geschätzten Lehrer. Barth überdachte nicht nur seine, sondern die gesamte Theologie des 19. Jahrhunderts und brach kategorisch mit ihr. Gott lässt sich nicht gemein machen mit allerlei menschlichen Interessen. Gott ist ganz anders, betonte er. Der Glaube soll nicht aufgehen in Volkstum, Politik oder Kultur. Man nannte diese neue Richtung später Dialektische Theologie. Genutzt hat das wenig, auch im Zweiten Weltkrieg versagten viele Christen und Kirchen schwer. Erst die Gründungsversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen stellte 1948 in Amsterdam fest: "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein." Das gilt es immer wieder zu betonen, wenn wir in diesen Tagen des Ersten Weltkrieges gedenken und über eigenes militärisches Engagement nachdenken. Pfarrer Christoph Urban, Konz

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