Glaube im Alltag „Graadselääds“
Das Wort aus meinem saarländischen Elternhaus geht mir in diesen Tagen ständig durch den Kopf. „Graadselääds“ bedeutet „Trotzdem“ oder fast wörtlich „Gerade gegen das Leid“. Das Wort hat etwas Widerspenstiges.
Mir kommt es vor, als würde die Welt immer verrückter. Da sind die politischen Ereignisse in Thüringen, die Vorgänge in der Bundes-CDU und nicht zu vergessen: die Widersprüche und Enttäuschungen in „meiner“ katholischen Kirche. Verunsicherung in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben und Angst vor Veränderung in der Kirche. Es scheint sich nichts zu bewegen und wenn, dann nur rückwärtsgewandt.
Ich brauche dieses „Graadselääds“, damit ich nicht erstarre in meiner Ohnmacht und an Kirche und Welt verzweifle. „Graadselääds“ – dieses sperrige „Trotz Alledem“ ist für mich auch ein Glaubensbild, denn nur so kann ich mir die „Menschen-Vernarrtheit“ Gottes erklären, bekommt für mich der Glaube Herz und Sinn, hilft mir, zu hoffen gegen die Hoffnungslosigkeit. Jesus sagt: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein!“ Gegen die Hoffnungslosigkeit und die Enttäuschungen haben wir Menschen immer ein Ventil gesucht: Karneval. Den Großen den Spiegel vorhalten, in eine andere Rolle schlüpfen und den Alltag auf Seite legen. Das ist so ein „Graadselääds“ und vielleicht brauchen wir weit über die närrischen Tage hinaus diese trotzige, widerspenstige, optimistische Einstellung in Kirche und Welt.
„Graadselääds hoffen
Graadselääds glauben
Graadselääds lieben
Graadselääds trauen
Graadselääds trotz allem
Gottes Wort wird Mensch.“