Glaube im Alltag Halbchristen

Wer mag schon halbe Sachen? Ganz oder gar nicht – heißt es oft. Aber Halbheiten?

 Hilde Telkes, Gemeindereferentin Pfarreiengemeinschaft Neuerburg

Hilde Telkes, Gemeindereferentin Pfarreiengemeinschaft Neuerburg

Foto: TV/LAUSEN Programmierungen

Mir ist aufgefallen: In Glaubensdingen gibt es viele Halbheiten. Es gibt Leute, die gehen zwar ab und zu in die Kirche und lassen sogar ihre Kinder taufen. Aber sie sagen von sich, dass ihre Zweifel stärker sind als ihr Glaube. Oder dass sie nicht so ganz gläubig sind, aber auch nicht ganz ungläubig. Halt irgendwas dazwischen eben. Steffensky, ein Theologe, nennt diese Leute „Halbchristen“ – und er meint das gar nicht böse. Halbchristen – das sind für ihn die, die früher mal was mitbekommen haben von christlichen Bräuchen. Die vielleicht noch so ihre Kindheitserinnerungen haben. Von Weihnachten mit dem Krippenspiel oder Erntedank mit Kürbissen in der Kirche. Und die das noch immer schön finden, wenn sie daran denken. Aber sie denken eben nur ab und zu daran, bei bestimmten Gelegenheiten. Und dann glauben sie wie früher als Kind.

Es gab Zeiten, da hatte man in kirchlichen Kreisen wenig Verständnis für solche Halbheiten. Da wurde zum Beispiel an Weihnachten die Gelegenheit genutzt, die Leute ordentlich zu beschimpfen, weil sie nur an Weihnachten in die Kirche kommen.

Aber: Solange sich zum Beispiel Weihnachten ohne Gottesdienst nicht richtig anfühlt, ist da noch eine Sehnsucht. Ich glaube, diese Sehnsucht ist entscheidend. Wenn mich die Sehnsucht treibt, dann bin ich noch nicht fertig mit dem Thema Glaube. Dann bin ich unterwegs. Und dann ist es auch nicht wichtig, ob ich richtig genug glaube. Das kann ich sowieso lieber Gott überlassen. Und solange ich unterwegs bin, gehören Zweifel und Halbheiten zum Glauben dazu. So wächst der Glaube, in ganz kleinen Schritten.

Und wenn man unsicher ist und nicht so genau weiß: Wie geht das eigentlich, glauben? Dann kann man beispielsweise andere Menschen  fragen, wie sie es machen.

Eigentlich braucht es nur den Mut, klein anzufangen. Bescheidenheit ist im Glauben eine gute Haltung. Und die Einsicht, dass wir alle immer nur unfertig vor Gott treten. Mit Halbheiten, eben…

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