Glaube im Alltag Kleine Geschichte von der Kaktusblüte

Vor meinem Umzug in die Vulkaneifel hatte ich ein Arbeitszimmer im Dachgeschoss mit einem großen Fenster nach Süden. Zuerst fand ich das toll. Im Sommer habe ich gemerkt, so ohne Jalousien hat das nicht nur schöne Seiten.

 Frank Meckelburg, evangelischer Pfarrer, Daun

Frank Meckelburg, evangelischer Pfarrer, Daun

Foto: tv/Frank Meckelburg

Ich wollte gerne Pflanzen ans Fenster stellen, und da ich eher einen grauen als grünen Daumen habe, habe ich mich für Kakteen entschieden. Sicher auch keine schlechte Wahl bei einem Südfenster.

Schnell merkte ich, was für eine große Auswahl ganz unterschiedlicher Kakteen es gibt. Und nachdem sich meine neue Leidenschaft herumgesprochen hatte, bekam ich mehr Kakteen geschenkt, als vor das Fenster passten. Ein besonders großer Kaktus hat nach zwei Jahren auch eine wunderschöne Blüte hervorgebracht. Seitdem leider nie wieder. Aber dadurch habe ich mein Herz endgültig an die stacheligen Gewächse verloren!

Seit einem Jahr habe ich wieder ein Arbeitszimmer mit Fensterbänken, dieses Mal Richtung Südwesten – und auch da stehen wieder Kakteen. Und jedes Mal, wenn ich sie anschaue, bin ich begeistert, wie viel Mühe sich Gott damit gegeben hat. Die verschiedenen Größen, Formen und Farben, dazu manchmal Beulen oder kahle Stellen, die Dornen, all das erinnert mich auch immer wieder an uns Menschen.

Auch wir können verletzen. Unsere Stacheln sind oft unsere Worte. Auf der anderen Seite versuchen auch wir, das Leben zu entdecken und aufzunehmen, was für uns lebensnotwendig ist. Freundschaften und Liebe. Wir brauchen das, wie der Kaktus Wasser braucht. Nicht im Übermaß, aber etwas brauchen wir schon, um die „Wüstenzeiten“ im Leben zu überstehen.

Ausgestattet mit Hoffnung und Liebe können wir auch blühen oder Früchte tragen für andere, trotz unserer Stacheln. Tanken Sie Hoffnung und Liebe und leben Sie! Und freuen Sie sich über die Blüten.

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