Glaube im Alltag Leuchtstoff

Eine Kerze in den Nationalfarben der Ukraine. An ihr befestigt ein Zettel mit der Aufschrift: Wir stehen zusammen. Meine Kollegin zieht diese Kerze aus ihrem Kofferraum, ihr ganzes Auto ist voll davon, schließlich reiht sich bei ihr gerade Friedensgebet an Friedensgebet und überreicht sie mir als Abschiedsgeschenk.

 Pastoralreferent für Schulpastoral im Dekanat St. Willibrord-Westeifel

Pastoralreferent für Schulpastoral im Dekanat St. Willibrord-Westeifel

Foto: Privat

Währenddessen zieht eine Seniorenreisegruppe in Zeitlupentempo auf uns zu. Die Stadtführerin bleibt stehen und fragt überraschend aus dem Nichts, ob dies ein Eis oder eine Kerze sei. Komische Frage denke ich, aber okay, eine Kerze. Dann erkennt sie die Farben der Ukraine und zeitgleich beginnt meine Kollegin mit der Erklärung: Friedensgebete.

Sichtlich angetan fragt die Touristenführerin, ob sie ein Bild schießen könne, schon wieder komisch denke ich, aber auch okay. Die Anführerin erklärt dabei ihrer amerikanischen Reisegruppe, was es mit der Kerze auf sich hat, währenddessen meine Kollegin und ich an die gesamte Truppe Kerzen verschenken und Smalltalk starten. Und stehen wieder im Blitzlichtgewitter. Kurz darauf wird sich verabschiedet mit: „May god bless you and we have to stick togehter in these times.”

Die Fremden setzen sich in Bewegung. Drei kehren um und drücken der Kollegin Euros und Dollars in die Hand. Weltumspannende Solidarität zeigt sich in diesem Frühjahr überall. Vielleicht nur kurzlebig wie eine Leuchtrakete, aber würde ein Schiffbrüchiger sie deshalb nicht zünden? Vielleicht hilft’s. Vielleicht nicht gleich, aber irgendwann wird sie gesehen und löst Bewegung aus. Und im Moment ist die Welt voll von Leuchtraketen, die in den Himmel aufsteigen. Ein Leuchtstoff angetrieben von Hoffnung.

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