Glaube im Alltag Licht, das verwandelt

Viele Menschen haben mit der Tristesse des Novembers so ihre Schwierigkeiten. Die Natur stirbt ab. Morgens will es einfach nicht hell werden und abends wird es immer früher dunkel. Es ist Totenmonat. In meinem Kalender steht für den kommenden Sonntag wieder ein Trauertag – die evangelische Kirche gedenkt ihrer Verstorbenen am Totensonntag.

 Ingo Ruhe

Ingo Ruhe

Foto: TV/privat

Gleichzeitig feiert die katholische Kirche an diesem Tag das Christkönigsfest – wir feiern Christus als Sieger und König, das Reich Christi als Licht in der Finsternis. Wie kommt das zusammen?

Ich habe mich an neulich erinnert. Ich ging durch einen Buchenwald und nahm den Geruch vom Laub wahr, das vor sich hinwelkte. Der Nebel schien immer dichter zu werden. Es regnete und es hörte nicht auf. Solche Tage mit all diesem Schmuddelwetter lassen einen schon schnell melancholisch werden.

Als nach vielen Stunden dann doch der Regen nachließ, kam auf einmal die Sonne hinter den Wolken heraus. Alles war plötzlich wie verzaubert. Der ganze Wald fing zu leuchten an. Die Bäume strahlten wie Gold in vielen verschiedenen Nuancen. Die Schöpfung zeigte zum Tagesende all ihre Würde und ihre Herrlichkeit – und alle Traurigkeit schien verflogen.

Das ist es, was mir Hoffnung macht. Es lässt mich vertrauen, dass alles seinen Lauf nehmen darf. Ich glaube daran, dass nach dem Regen wieder der Sonnenschein kommt. Ich glaube daran, dass auf den Herbst und den Winter auch wieder der Frühling folgen wird. Ich glaube daran, dass alles, was jetzt abstirbt, wieder zu neuem Leben erwachen wird. Ich glaube daran, dass das Leben über den Tod siegt.

Um mich daran zu erinnern, zünde ich abends eine Kerze an. Dann kann ich spüren, wie das milde Licht der Kerze in die Dunkelheit dringt und sie verwandelt.

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