Kirche Menschen

Der Zug, völlig überfüllt. Über uns surren Dutzende Ventilatoren. Fenster und Türen sind offen. Heiße

 Jörg-Walter Henrich

Jörg-Walter Henrich

Foto: TV/privat

Luft strömt durch das Innere und schenkt einen Hauch Erfrischung. Ich staune, wie durch die dicht gedrängten Menschen im Gang laut rufende Verkäufer mit großen Kannen und Essenskörben sich ihren Weg bahnen.

Uns gegenüber zwei Frauen, nur ihre Hände und Augen sind unverhüllt, vielleicht Mutter und Tochter. Drei kleine Kinder begleiten sie, das Jüngste halten sie abwechselnd auf dem Arm, es ist winzig. Meine Frau lächelt den Kindern und den beiden Frauen ab und zu zu. Plötzlich, ganz unvermittelt, erhebt sich die Ältere und legt das Kleine in die Arme meiner Frau. Und nun lächelt sie.

Der schwarze Schleier, der sie ganz einhüllt, verliert alle Bedeutung. Es ist genug, ihre lächelnden, freundlichen Augen zu sehen, sie zeigen alles ihres Gesichts. Die Freude ihres Herzens kann ihr Niqab  sowieso nicht verbergen.

Wie gut, dass uns in diesem Moment keine Worte zur Verfügung stehen. Für diese wundervolle Geste gibt es keine bessere Sprache als das Lächeln der Augen.

Halle, Hanau, Volkmarsen - Worte, Reden, Diskussionen sind jetzt so wichtig. Doch damit sie nicht verhallen, müssen sie begleitet werden von einer neuen Menschlichkeit. Von Gesten  voller Vertrauen.

Ihr Kostbarstes legte sie uns in die Arme. Alles Fremde war weg, spürbar nur noch eines: Wir sind Menschen.

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