Glaube im Alltag Mit den Augen der anderen sehen

Ich sehe was, was du nicht siehst!  Wer hat das nicht schon als Kind gespielt!?

 Peter Zillgen, Jugendpfarrer in Wittlich

Peter Zillgen, Jugendpfarrer in Wittlich

Foto: TV/privat

Ich finde, das ist ein wertvolles Spiel, das nicht nur auf langen Autofahrten den Kindern die Langeweile vertreiben kann, sondern das sich auch für Erwachsene hervorragend eignet und von ihnen neu entdeckt werden sollte, weil es die Achtsamkeit trainiert und weil es mich dazu animiert, mit den Augen des anderen sehen zu lernen.

Und oft werde ich merken: Die Perspektive des anderen, die Art und Weise, wie er die Welt sieht, bereichert auch mein Leben! Weil der andere anders sieht als ich, weil dem anderen andere Dinge auffallen und wichtig sind, die mir vielleicht entgangen sind, und weil wir gemeinsam mehr und besser und schöner sehen!

In Freundschaften, in Ehe und Familie geht es doch genau darum: die Welt und mich selbst neu sehen zu lernen. Und was ist das Wichtigste, das der Freund, der Partner, die Kinder durch mich sehen lernen können? Dass sie liebenswert sind. Liebe will immer: sichtbar, spürbar, konkret werden. Darum ist es meine Aufgabe: dem anderen die Liebe, die ich zu ihm habe und die ja an sich unsichtbar ist, sichtbar zu machen.

Jedes Jahr im Juni stellen wir Christen in besonderer Weise einen Gott in die Mitte, der dasselbe will: Seine Liebe zu uns sichtbar werden lassen. Denn der Juni ist traditionell der „Monat des Herzens Jesu“, dessen Hochfest wir gestern feiern durften und das uns erinnert: Wir glauben an einen Gott, der mich im Herzen trägt, der nichts als Liebe für mich übrighat.

„Ich sehe was, was du nicht siehst.“ Ich glaube, das ist unser Auftrag als Kirche: Die Welt zu diesem Spiel einzuladen und ihr diesen unsichtbaren Gott, den wir im Herzen spüren und „sehen“, immer wieder vor Augen zu führen. Jeder Mensch, jede Begegnung, die mich heute erwartet, ist eine Gelegenheit dazu: Gottes unsichtbare Liebe zu jedem und jeder von uns sichtbar, spürbar und konkret werden zu lassen.

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