Religion Lebensperspektiven
In einer Zeit der Wirtschaftskrisen, der Auflösung von staatlichen und kirchlichen Strukturen, von privaten familiären, gesundheitlichen oder finanziellen Problemen den Kopf oben zu halten und langfristig einen Sinn darin zu sehen, wird zunehmend schwieriger.
Die materiellen Aspekte mit dem Schwerpunkt auf Existenzsicherung und Konsum dominieren. Was unser eigentliches Leben ausmacht, der stetige Wechsel von Leere und Fülle, ist schwer auszuhalten und letztlich eine Frage der Perspektive. Es gibt Sichtweisen, die fruchtbringend sind und uns helfen, einen Sinn in seinem Dasein zu sehen, aber auch solche, die einengen und Angst machen. Ein schwedisches Märchen, in dem Naturerscheinungen und Tiere ihre Sicht darstellen, soll uns zum Nachdenken anregen. Für die Rose ist das Leben eine ständige Entwicklung hin zur Schönheit, der Schmetterling empfindet es als reine Freude und Sonnenschein. Die Biene entdeckt den Reiz im Wechsel von Arbeit und Vergnügen. Der blinde Maulwurf betrachtet es als ständigen Kampf im Dunkeln. Nach Meinung des Regens besteht das Leben aus Tränen, nichts als Tränen. Die Wellen der Meeresbrandung sehen es resigniert als vergebliches Ringen nach Freiheit. Der hoch in den Lüften kreisende Adler erlebt es als ständiges Streben nach oben, wohingegen die Weide es als ständiges Sichneigen unter eine höhere Macht einordnet. Irgendeine dieser Perspektiven hat wohl jeder in seinem persönlichen Schicksal erfahren und eingenommen. Ein letzter und überzeugender Sinn aber fehlt. Den liefert die Morgenröte, indem sie den anderen klarmacht: „Wie ich, die Morgenröte, der Beginn des kommenden Tages bin, so ist das Leben für mich der Beginn der Ewigkeit.“ Das bedeutet also, unser jetziges wechselvolles Leben, ob leicht oder schwer, das war oder ist nicht alles, da wartet noch ein ganzer Tag (oder Leben) auf uns. Bis dahin könnten wir die Welt in unserem kleinen Rahmen wie die Morgenröte etwas wärmer und heller machen. Eine lohnende Perspektive?!