Glaube im Alltag „Behalten Sie doch Ihren Hammer!“

In einem Buch schreibt Paul Watzlawick: Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, aber keinen Hammer. So geht er zum Nachbarn, um einen zu borgen. Doch dann Zweifel! Was, wenn er den Hammer nicht leihen will?

Gestern grüßte er nur flüchtig. Hat er die Eile nur vorgeschützt? Hat er was gegen mich? Ich habe ihm nichts getan, der bildet sich was ein. Wenn jemand von mir etwas borgen will, ich gäb’s sofort. Warum er nicht? Er glaubt wohl, ich sei auf ihn angewiesen. Jetzt reicht´s. Und so stürmt er rüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor der „Guten Tag“ sagen kann, schimpft ihn unser Mann an: „Behalten Sie doch Ihren Hammer.“

Was diese kleine Geschichte überspitzt, kommt im Alltag immer wieder vor: Zu schnell machen wir uns Bilder von unserem Gegenüber, die der Situation und der Person nicht gerecht werden. Ein vielleicht ungutes Gefühl formt dann auch unsere Beziehung zu ihm. Wir urteilen, ohne zu wissen, ob der andere wirklich so denkt und handelt und ob es so ist, wie wir glauben.

Es sind unsere eigenen Gedanken, die uns hier einen Streich spielen, weil wir oft zu viel in Scheinbares hineinlesen. Doch wir können das ändern! Als ChristInnen haben wir ein „Rezept“. Nämlich die Ebenbildlichkeit Gottes. Gott hat jedem von uns eine eigene Persönlichkeit geschenkt – mit allen Stärken und Schwächen, Talenten und Fähigkeiten. Er macht sich kein Bild von uns – er läßt uns den freien Willen, ganz wir selbst zu sein. Er weiß, wer und wie wir sein können – aber schenkt uns die Freiheit, unseren Weg zu gehen. Und dabei urteilt und verurteilt er uns nicht. Aber er ist immer da, um uns aufzufangen. Nehmen wir doch diese Freiheit dankbar an. Es ist schöner wahrzunehmen, was ist, als darüber nachzudenken, was sein könnte: Nehmen wir alle Menschen doch an, wie sie sind. Freuen uns über die Vielfältigkeit der Persönlichkeiten und Lebensformen. Denn Offenheit schafft ein weites Herz und eine innere Gelassenheit, die dem Leben Leichtigkeit schenkt.

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