Glaube im Alltag Mit der Schöpfung

Ich bin unterwegs entlang der Prüm und betrachte mir die Schäden, die durch die Flut im Juli verursacht wurden. An einer bestimmten Stelle halte ich an und gehe ans Ufer…hier sieht auf einmal alles recht harmlos aus.

 Diakon Ingo Ruhe, Schwirzheim Glaube im Alltag

Diakon Ingo Ruhe, Schwirzheim Glaube im Alltag

Foto: TV/privat

Die Prüm plätschert friedlich vor sich hin, da sind Schmetterlinge, Fliegen, Mücken, es schweben einige Libellen über dem Wasser und das Ufergrün fängt auch schon an zu wachsen. Seltsam…hier kann man sich fast nicht vorstellen wie gewaltig die Flut war - es ist doch so friedlich.

Nein, ist es nicht…die Polkappen schmelzen dahin, die wetterregelnden Meeresströmungen und der Jetstream erlahmen. Die Folgen sind Hitze, Dürre, Stürme und Starkregen. Meere und Flüsse steigen an und reißen alles mit sich. An verschiedensten Teilen der Erde brennen die Wälder. Wir denken immer noch, wir könnten alles beherrschen. Doch die Natur zeigt uns unsere Grenzen. Der globale Klimawandel ist bereits Realität und er ist die Konsequenz unserer Lebensweise. Es ist der Aufschrei dafür, dass wir unserem Planeten eine unbegrenzte Verfügbarkeit der Güter voraussetzen und ihn darüber hinaus „auspressen“ (Papst Franziskus, Laudato Si). Eigentlich bräuchten wir mehrere Erden, um unseren Lebensstandard halten zu können. Aber es fühlt sich auch angenehm an, all das haben zu können. Und so scheint es dann unmöglich, etwas daran zu ändern. Wir hängen drin, wissen was eigentlich zu tun ist, schaffen es aber nicht. Der Apostel Paulus kannte das auch: „Denn ich begreife mein Handeln nicht: Ich tue nicht das, was ich will, sondern das was ich hasse.“ (Röm 7,15) Es gibt aber nur diesen einen verletzlichen blauen Planeten.

Vieles was zu tun ist, übersteigt unsere Möglichkeiten, aber durch unseren Widerstand öffnen wir Räume für Neues, entziehen dem ständigen Wachstumsideologien ihre Macht. Manche Möglichkeit findet dann vielleicht ihren Anfang in unserem Verhalten. Wir dürfen die Schöpfung nicht beherrschen wollen, sondern im Einklang mit ihr leben, als ein Teil der Schöpfung. Alle natürlichen Kreisläufe und Lebensformen sind untereinander verbunden und voneinander abhängig. Das betrifft auch uns.

Ich setze mich an den schattigen Uferrand, schaue mir das jetzt friedliche Wasser an und denke darüber nach…

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