… wenn die Steine fliegen

Im Garten des Bischofs von Trier steht eine Stephanusfigur. Schon lange, nicht erst seit unser Bischof selbst Stephan heißt. Die Botschaft seines Namenspatrons ist immer noch aktuell. Kurz gefasst heißt Stephanus: "den Himmel offen sehen, wenn die Steine fliegen".

Der Hl. Stephanus war ein Mann der ersten Stunde. Damals, als alles anfing, brauchten die Apostel Hilfe. Sie bekamen Unterstützung. Unter anderem: Stephanus. Gebildet, redegewandt, ohne Scheu vor Konflikten. Stephanus nimmt kein Blatt vor den Mund, mischt sich ein, fällt auf. Es kommt zum Streit mit seinen Gegnern ,und wie immer: Wer keine Argumente hat, greift zur Gewalt. Man treibt ihn zur Stadt heraus und steinigt ihn. Es heißt, dass er dabei den Himmel offen sah. Rätselhaft. Klingt auch für heutige Ohren merkwürdig und etwas überspannt. Ist es aber nicht. Der Himmel hat Möglichkeiten, die unsere Vorstellungen übersteigen. Was Stephanus sicher erfuhr, war die tiefe, stärkende Gewissheit, dass da mehr ist als der Schmerz der Stunde, dass da etwas alle Grenzen übersteigt, etwas, das nicht zerstört werden kann. Die Kraft des Ewigen. Gebe Gott, dass alle, die von Härten, z.B. dem Steinschlag der Insolvenzen, getroffen werden, etwas von dieser Kraft erfahren, die manchmal nur hilft auszuhalten und sich nicht aufzugeben. So schwer das ist. Auch bei den kleineren Steinsplittern des Alltags, den kleinen, spitzen, scharfkantigen Steinchen, gezielte Worte, Verachtung, süffisante Ironie, Geschwätz. Auch geschleudert gegen die, die sich zu ihrem Glauben bekennen. Dann werfen die, die ohne Himmel alles regeln wollen, auch mit Steinen um sich. Trotzdem reden wir von Gott. Immer wieder. Damit auch wir, wie Stephanus, den Himmel offen sehen, wenn die Steine fliegen. Nicht nur dann. Aber dann auch noch.

Monsignore Stephan Wahl ist Direktor des Bereichs "Kommunikation und Medien" im Generalvikariat im Bistum Trier.

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