Kirche Zukunft braucht Erinnerung

Von Sören Kierkegaard stammt die Aussage: Das Leben muss rückwärts verstanden, aber vorwärts gelebt werden.

 Monik Bauer-Stutz

Monik Bauer-Stutz

Foto: TV/privat

Wer sich erinnert und um die eigene Geschichte weiß, ist sich seiner Identität bewusst. Während Neugeborene ihre Lebensgeschichte gerade erst beginnen und keine Vorstellung von der eigenen Person haben, verlieren z. B. Menschen, die in einem fortgeschrittenen Stadium an Demenz erkrankt sind, immer mehr ihre Erinnerungen und damit einen wichtigen Teil ihrer Identität. Erinnerung stiftet Identität. Sie ist ein lebendiger Prozess, durch den größere Zusammenhänge erst sichtbar, wichtige Informationen weitergegeben und Traditionen festgeschrieben werden. Auch Gruppen, Vereine, Nationen und Kirchen gewinnen zu einem wesentlichen Teil ihre Identität aus dem Blick zurück.

Natürlich birgt die Rückschau immer auch die Gefahr, das Gewesene zu verklären und schönzureden. Man erinnert sich an Zustände, die in der Realität vielleicht nie so waren, wie sie erinnert werden.

Wer sein Leben in der Rückschau überblickt und Geschehnisse, frohe und leidvolle Erfahrungen in einer Gesamtschau wahrnimmt, gewinnt eine Ahnung von der Richtung und dem Sinn seines Lebens.

Geburtstage, Jubiläen, Gedenk- und Erinnerungsfeiern rufen die gelebte Geschichte ins Gedächtnis. Sie sind sinnvoll, wenn sie nicht ein sentimentales Schwelgen in der Vergangenheit sind, sondern helfen, aufmerksamer auf gesellschaftliche Entwicklungen zu achten oder das eigene Gedankengut und die eigenen Handlungsweisen bewusster zu reflektieren und gegebenenfalls zu verändern.

Aus der ehrlichen Rückschau kann sich ein hoffnungsvolles und zuversichtliches Zugehen auf Kommendes entwickeln und Kraft und Mut erwachsen, Zukunft zu gestalten.

Monika

Bauer-Stutz,
Pfarreiengemeinschaft

Bernkastel-Kues

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