Griechenland fördern – und fordern

Ob die griechische Regierung mehr Zeit zum Sparen bekommt – wie von dieser schon lauthals verkündet, ist eine Frage des Anstands. Klar, Griechenland braucht dann neue Kredite, die auch Deutschland wiederum Milliarden kosten werden.

Doch das Fördergeld könnte gut angelegt sein, wenn der griechische Staat Aufträge an die Wirtschaft vergibt, die Infrastruktur verbessert oder ein Ausbildungs- und Beschäftigungsprogramm auflegt. Derzeit steht dort nahezu jeder Zweite unter 25 Jahren ohne Arbeit da.

Bisher tut Athen jedoch zu wenig. Die ersten Sparbeschlüsse treffen Schwächere wie griechische Rentner, Müllfahrer, Lehrer mit vergleichsweise niedrigen Einkommen oder Händler, denen die Kunden ausbleiben. Eine weitgehende Steuerreform, eine Strukturreform der Wirtschaft und der Politik, ein Neuanfang mit Politikern, denen eine Mehrheit der Griechen vertraut: Fehlanzeige. Deshalb müssen EU, Europäische Zentralbank und Internationaler Währungsfonds von den Regierenden in Griechenland zugleich echte Reformen einfordern und dabei helfen.

Gefährlich wäre es, Härte zu zeigen und keine Schonfrist zu gewähren. Dies könnte in Griechenland extremistische Spinner ermuntern. Auch die Europäische Union stünde vor der Welt schlecht da, wenn sie keinen stabilen Wirtschaftsraum garantiert. Als Exportnation braucht gerade Deutschland diese Stabilität. Bröckelt sie wie derzeit, verschärfen sich Marktprobleme wie in diesen Tagen bei den Autobauern von Daimler über Opel bis VW ersichtlich.<

oht@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort