Im Kreislauf der Verwertung

Hart waren die Zeiten, karg der Ertrag: Der Eifelmensch hatte es nie leicht. Das führte dazu, dass auch heute noch den meisten eine gewisse Genügsamkeit in den Genen sitzt, selbst wenn sie längst nicht mehr von dem leben, was die schrundige Scholle so hergibt. Man ist mit wenig zufrieden. Vor allem mit wenig Geschwätz, sehr angenehm.

Die Sparsamkeit resultierte in der bereits beschriebenen Überzeugung, dass sämtliche Handlungen jenseits reiner Notwendigkeit (als nur für der Spass) kritisch betrachtet werden (siehe onniedisch oder unnüedisch).

Auch der im Hochdeutschen so poetische Satz: "Der frühe Vogel frisst den Wurm" wird in der Eifel auf die nackige Kernaussage reduziert, wie mir letztens Müllerkarl beim Frühstückseinkauf, samstags fünf nach sieben, noch einmal klar- machte: "Wenn fröh op öss, den öss fröh im Verzehr."

Verzehrt wird natürlich vor allem das, was uns Rind und Schwein unfreiwillig zur Verfügung stellen: Wuuescht. Darauf kam ich durch den Brief von Dieter Bernardy aus Hillesheim (Dankeschön!), der uns berichtet: "Wenn wir uns zu Hause über vergangene Zeiten unterhalten und unser Jüngster fragt, ob er damals schon mit dabei war, gibt's als Antwort: Do worst dou noch in Abrahams Wuuschtkessel!"

Das Interessante daran ist, dass das Leben nicht nur in Abrahams Wurstkocherei seinen Ursprung hat (eine Theorie, mit der sich manche mal befassen könnten: Die ist jedenfalls realistischer als der kreationistische Quatsch vom "Intelligenten Design", das angeblich hinter allem Kreuchen und Fleuchen steckt) - nein, letztlich läuft es nämlich, wieder auf den Kessel hinaus: Dachte ich jedenfalls als Panz, als mich einmal zwei starke Kerle packten und riefen: "Jetz küsste in de Wuuescht!" Ich sah mich schon in den Kessel flutschen, konnte aber im letzten Moment entkommen. Et jit net jerannt.

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