Jammern und bessermachen

So manche Kaffeeküche gleicht einem Jammertal. Die Mitarbeiter tauschen sich über die schlimmsten Übel dieser Erde aus: den Chef, die Firma, ihre Arbeit. Wie soll man motiviert sein, wenn der Chef nie lobt? Wie sich identifizieren, wenn die Firma die Gehälter kürzt? Wie die eigene Arbeit mögen, wenn es nur um Masse, nicht um Klasse geht?

 TV-Kolumnist Martin Wehrle.

TV-Kolumnist Martin Wehrle.

Foto: privat

Diese Klagen mögen berechtigt sein. Aber letztlich wirkt das Jammern wie eine Lupe: Je öfter man ein Übel ins Visier nimmt, desto größer scheint es. Wer immerfort klagt, sein Chef sei ein Trottel, wird diesen Chef auch als Trottel behandeln, ja zum Trottel machen, indem er ihm zum Beispiel wichtige Informationen vorenthält.

Das Thomas-Theorem, ein Kernsatz der Soziologie, bringt diese Wechselwirkung auf den Punkt: "Wenn Menschen Situationen als real definieren, so sind auch ihre Folgen real." Jammern meißelt einen Zustand in Stein; handeln kann ihn verändern: Was genau missfällt Ihnen? Was wünschen Sie sich stattdessen?

Konzentrieren Sie sich auf den Wunsch, das positive Ziel! Lassen Sie Ihren Chef zum Beispiel wissen, warum Sie sich von ihm eine detaillierte Rückmeldung wünschen und was er davon hat! Das konstruktive Gespräch ist der direkteste Weg aus dem Jammertal. Damit die Küche wieder nach Kaffee- und nicht nach Schießpulver riecht.

Unser Kolumnist Martin Wehrle (geboren 1970) gehört zu den erfolgreichsten Karriereberatern in Deutschland. Sein aktuelles Buch: der Bestseller "Ich arbeite in einem Irrenhaus" (Econ, 14,99 Euro).

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