Karriereberater: Überstunden? Leistung anerkennen

Was für Nietzsche der Übermensch, ist für den Unternehmer die Überstunde: die Krönung der Gattung! Doch angeblich scheuen die deutschen Arbeitnehmer vor Überstunden zurück wie das Pferd vor der Klapperschlange. Als käme der pünktliche Feierabend für die Mitarbeiter vor dem Wohl der Firma.

 TV-Kolumnist Martin Wehrle.

TV-Kolumnist Martin Wehrle.

Foto: privat

Die Statistik vermittelt ein anderes Bild: In einem Jahr leisten deutsche Arbeitnehmer rund drei Milliarden bezahlte Überstunden (laut Bundesagentur für Arbeit). Dabei hat die bezahlte Überstunde fast denselben Seltenheitswert wie ein Zechpreller, der Trinkgeld hinterlegt; nach einer europäischen Studie werden in Deutschland nur 21 Prozent der Überstunden ausbezahlt - in keinem der 21 untersuchten EU-Staaten war diese Quote geringer. Der Rest wird entweder gar nicht oder nur durch Freizeit ausgeglichen.

An der Bereitschaft der Mitarbeiter, Überstunden zu leisten, fehlt es also nicht - eher an der Bereitschaft der Arbeitgeber, diese Leistung anzuerkennen; mit Nietzsche gesprochen: "Jedes Wort ist ein Vorurteil."

Unser Kolumnist Martin Wehrle (geboren 1970) gehört zu den erfolgreichsten Karriereberatern in Deutschland. Sein aktuelles Buch "Bin ich hier der Depp? Wie Sie dem Arbeitswahn nicht länger zur Verfügung stehen", ist im Verlag Mosaik für 14,99 Euro erhältlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort