Katharina staunt: Wie sieht das Christkind aus?

Deutschland steckt voller Rätsel. Meist merkt man es gar nicht, weil man es nicht anders kennt. Man zapft blasenfrei, ohne sich zu fragen, was das soll. Man geht zum Arzt und wartet brav, obwohl man doch einen Termin hatte. Und wer kauft nur all diese Kittelschürzen? "Katharina staunt" - die Kolumne unserer Chefreporterin Katharina Hammermann. Heute: Wie sieht das Christkind aus?

 Das Nürnberger Christkind, Teresa Treuheit, die Symbolfigur des Nürnberger Christkindlesmarktes. Foto: dpa

Das Nürnberger Christkind, Teresa Treuheit, die Symbolfigur des Nürnberger Christkindlesmarktes. Foto: dpa

Eigentlich wollte ich mich dieser Tage darüber wundern, was mit dem Rest der Enten passiert. Überall in den Tiefkühltruhen sieht man köstliche Brüste ruhen. Ich frage mich: Wo ist der Rest? Und als Trierer interessiert mich am meisten: Was ist aus den Flieten geworden?

Doch dann habe ich an diesen religiös-fanatischen Tierschützer gedacht, der mir immer anonyme Drohbriefe schreibt, sobald ich das Wort Fleisch (hups) in die Zeitung schreibe. Selbst dann, wenn ich schreibe, dass man besser weniger und glücklichere Tiere essen sollte. Und weil Weihnachten ist, habe ich keine Lust auf Drohbriefe. Also wundere ich mich lieber über das Christkind, das mir tatsächlich ein Rätsel ist. Früher habe ich mich oft gefragt, warum meine Eltern dabei sein dürfen, wenn es kommt, und wir nicht. Wir mussten runter und standen dort dann am Fuße der Treppe, total aufgeregt, weil so jemand Geheimnisvolles bei uns vorbeischaut.

Dann klingelte das Glöckchen und wir stürmten die Treppe rauf, in der Hoffnung, doch noch einen Blick auf den mysteriösen Gast zu erhaschen. Am Baum brannten bereits die Kerzen, darunter lagen Geschenke, und dann sagte mein Vater, was er jedes Jahr sagte: Er habe das Christkind gesehen. Also habe ich ihn gestern angerufen und gefragt, wie es denn aussieht, das Christkind. Mein Nachbar Pascal sagt, es sei ein weiblicher Engel, aber ohne Flügel. Eine Kollegin, die das Christkind vor vielen Jahren selbst gesehen hat, erinnert sich an blonde Locken und goldene Schühchen, und wieder andere sagen, es handele sich um das Christuskindchen. Also Baby-Jesus.

Und was sagt mein Vater: Er weiß es nicht mehr. Mensch Papa! Daran musst du dich doch erinnern! Es ist mir ein Rätsel, wie ein flügelloser Engel in unbequemen Goldschühchen oder ein Baby so viele Geschenke liefern kann. Meinen Kaufladen oder mein goldenes Klapprad, wie hat das Christkind das transportiert? Und meine Yamaha DT 80 Enduro. Ist es die etwa selbst gefahren? So wie Santa Claus den Rentierschlitten? Und das bei dem zickigen Kickstarter? Das kann ich mir nicht vorstellen. Bei alledem müssen Wunder im Spiel sein.

Vielleicht aber auch Entenschwingen, wo das Christkindchen doch keine eigenen Flügel hat. Ich würde das Rätsel gerne lösen, doch stoße ich hier an meine journalistischen Grenzen. Daher wünsche ich einfach eine wundervolle Weihnachtszeit! Katharina Hammermann

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