Kiosk statt Baumarkt

Man kennt das ja von mir. Ich rege mich ganz gerne mal über die Trierer auf. Ich als Konzerin darf das ja. Die „Großstädter“, wie sich die Trierer ja gerne bezeichnen, sind mal wieder Gesprächsthema an unserem Frühstückstisch. Diesmal geht es um die Tankstelle in der Ostallee, die die Gemüter in Wallung bringt.

Auch wenn ich keine Großstädterin bin. Ich bin kein dummes Provinzei. Ich kann denken. Und ich denke mir: Warum um alles in der Welt wollen die die Tankstelle zumachen? Einmal, als wir aus dem Wochenendurlaub kamen - es ist schon lange her, heute ist mein Martin ja eher träge - haben wir dort auch noch schnell was eingekauft. Bier für Martin, Fanta für mich und die Kinder. Das war ja praktisch. Und 50 000 Euro Steuereinnahmen, auf die die Stadt einfach mal so verzichten will? Wenn ich Trierer wäre, ich würde denen was erzählen! Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich nicht aus dem ganzen Drama auch etwas Positives ziehen würde. Denn ich habe eine Idee. Sollte die Tankstelle tatsächlich dichtmachen und dann ein Kiosk fehlen, höre ich sofort auf, jeden Tag nach Hermeskeil in den Baumarkt zum Arbeiten zu fahren. Dann schnappe ich mir meine Freundinnen, und wir machen einen Kiosk auf. Den stellen wir dann an diesen neuen Radweg und hätten so zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Radfahrer bekommen ihr kühles Wasser, die Nachtschwärmer ihr Bier. Ich kann ohnehin nicht mehr so lange schlafen wie früher - senile Bettflucht, sagt Martin. Dann machen mir Nachtschichten auch nichts aus. Und mit den Leuten, die nachts an meinen Kiosk kommen, kann ich dann auch so richtig herrlich plaudern. Über das Leben, die Trierer, die denken, wirkliche Großstädter zu sein - und darüber, dass Radfahren in Trier längst nicht so schön ist, wie an Saar, Mosel, Sauer und im Hochwald.

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