Brauchtum Fundamentale Kürbiskritik

Schaurig oder lächerlich? Wie halten Sie es mit Halloween? Ganz gleich, was Sie oder ich darüber denken: Seltsamen Verkleidungen und Kürbissen kann man am 31. Oktober kaum noch entkommen. Das Fest hat sich durchgesetzt.



Auch wenn es Protestanten gerne anders sehen würden: Für die meisten Menschen ist der letzte Tag im Oktober zuallererst Halloween und nicht Reformationstag. Daran werden vermutlich auch das kommende Lutherjahr und die Tatsache, dass der Tag dann sogar einmalig bundesweit ein Feiertag sein wird, wenig ändern.
Überall gibt es Kostüme, Partys und Schnick-Schnack. Natürlich regt sich auch Kritik: Die einen beklagen, dass der Kürbis die einst zu schaurigen Laternen verarbeiteten Rüben verdrängt - wobei dies vor allem daran liegt, dass kaum noch Rüben angebaut werden. Andere können mit Verkleidungsfesten grundsätzlich nichts anfangen. Fundamentaler ist die Kritik daran, dass Halloween als extrem kommerzialisiert empfunden wird. Bei genauer Betrachtung ist diese Kommerzialisierung aber nicht wesentlich größer als bei Festen wie Weihnachten, Ostern oder Karneval.
Das größere Unbehagen entsteht dadurch, dass Halloween hierzulande keine so lange Tradition hat wie die anderen Feste. Daraus folgt, dass es auch anders als bei Weihnachten oder Ostern keine erlernten, auf den deutschen Geschmack zugeschnittenen Waren zu kaufen gibt und alles importiert wirkt. Ob etwas erst seit einigen Jahren oder seit Jahrhunderten Teil des Jahreslaufs ist, ändert allerdings nichts daran, dass alle Anlässe im Jahr, die sich vermarkten lassen, in Marktwirtschaften auch vermarktet werden. Wer dies kritisieren will, sollte sich nicht auf Halloween fokussieren, sondern muss sich die Frage stellen, ob er in einer vom Markt dominierten Gesellschaft - früher sagte man "im Kapitalismus" - leben will. Wenn nein, wird die Kritik an dieser Stelle erst richtig fundamental.

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