Auf dem Silbertablett

"Schau\'n mer mal", hat Kaiser Franz Beckenbauer einst gesagt. Schau\'n mer mal, wie lange Norbert Röttgen den Druck noch aushalten kann.

Vermutlich nicht mehr allzu lange.
Dass sich der Umweltminister das bundespolitische Türchen partout offenhalten will, ist verständlich. Die Chancen, tatsächlich auch Ministerpräsident von Nordhrein-Westfalen zu werden, sind derzeit nicht ganz so groß. Aber Röttgens Haltung widerspricht den Gesetzmäßigkeiten eines erfolgversprechenden Wahlkampfes.
Die Zeiten sind vorbei, dass Bundespolitiker in einem Land für eine Wahl Station machen konnten, um danach einfach wieder zu verschwinden.
Angesichts der Vielfalt der Probleme erwarten die Menschen inzwischen volles und dauerhaftes Engagement. Und das bevölkerungsreichste Bundesland ist erst recht kein Probierstübchen. Mittlerweile zeigt sich auch, dass Röttgen zunehmend der Einzige ist, der glaubt, den Spagat zwischen Düsseldorf und Berlin hinbekommen zu können.
Die klaren Worte des bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer belegen das. Und auch der Hinweis Angela Merkels, sie werde mit ihrem Minister noch über dessen künftige Rolle reden, spricht Bände.
Außerdem ist aus Nordrhein-Westfalen zu hören, dass Röttgens Parteifreunde dort nicht viel von seiner Doppelrolle halten.
Je länger er sich also nicht klar bekennt, desto gefährlicher wird es für die CDU in NRW insgesamt. Erstens, weil die Bürger dem Kandidaten nicht trauen werden. Und zweitens, weil Röttgen dem politischen Gegner auf dem Silbertablett ein Argument gegen sich und die Union serviert.
Schlechter kann ein Spitzenkandidat kaum starten.

nachrichten.red@volksfreund.de

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