Augenzwinkernde Aufsicht

Die Antikorruptions-Organisation "Transparency International" hat die Diskussion um den Gratis-Flug von Verdi-Chef Bsirske vom Kopf auf die Füße gestellt.

Indem sie ein generelles Verbot von Sachleistungen für Aufsichtsräte fordert, indem sie ihre Unabhängigkeit und die Transparenz ihrer Vergütungen anmahnt, lenkt sie die Debatte auf das Wesentliche. Denn der geschmacklose Einfall Bsirskes, mitten im Streik seiner Gewerkschaft gegen die Lufthansa sich just von dieser Airline gratis erster Klasse in die Südsee befördern zu lassen, ist ein Einzelfall. Das größere Problem ist struktureller Art.

Wenn frühere Vorstände nach ihrem Ausscheiden sofort in das Kontrollgremium desselben Unternehmens wechseln, wenn pensionierte Wirtschafts-, Politik- und Gewerkschaftsgrößen Mandate gleich im Dutzend haben, wenn die zu kontrollierende Firma die Kontrolleure mit teuren Extras an sich bindet - dann ist das nicht mehr das, was ein Aufsichtsrat soll. Dann verkommt die Kontrolle zur augenzwinkernden Kumpanei mit den Managern. Aus deren Sicht ist das so am bequemsten und auch für das eigene Gehalt am besten. Aber für die Deutschland AG wird es langsam gefährlich. Kriminellen Machenschaften wie bei Siemens oder VW wird so Vorschub geleistet, strategischen Fehlentscheidungen sowieso. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser - dieser Grundsatz muss im Wirtschaftsleben wieder Geltung bekommen. Die Abgrenzung von Kontrolleuren und Kontrollierten muss wieder klarer und der Job des Aufsichtsrates ernster genommen werden. Selbst die gelähmte Große Koalition sollte eine solche Gesetzesänderung noch schaffen können.

nachrichten.red@volksfreund.de

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