Billen sorgt für Spannung pur

Politik - ein dröges Geschäft? Mitnichten! Die gestern Abend erklärte neuerliche Kandidatur des Eifeler CDU-Urgesteins Michael Billen verspricht vor allem in dem immer noch überwiegend schwarzen Eifelkreis Bitburg-Prüm einen spannenden Vorwahlkampf.

Wenn es nicht noch eine faustdicke Überraschung gibt, womit nicht zu rechnen ist, wird es Ende Juni auf dem Kreisparteitag zur Aufstellung des Bitburg-Prümer CDU-Direktkandidaten zu einem echten Duell kommen. In der einen Ecke steht Amtsinhaber Michael Billen, in der anderen Ecke Billens Herausforderin Mathilde Weinandy. Beide Bewerber sind politische Füchse, genießen in Partei und Bevölkerung Anerkennung, haben ohne Zweifel das nötige Rüstzeug für ein Abgeordnetenmandat.

Die Prümer Stadtbürgermeisterin bringt den Makel mit, dass sie vor vier Jahren in ihrem damaligen Wahlkreis Bad Kreuznach-Sobernheim nicht mehr als CDU-Direktkandidatin für den Landtag aufgestellt worden ist. Und Michael Billen ist angeschlagen, seit er bei der Aufklärung der Nürburgring-Affäre im Übereifer Polizei-Daten abgegriffen hat.

Der 54-Jährige gestand den Fehltritt zwar ein, aber vielen in der Partei war das nicht genug: Es hagelte Rücktrittsforderungen. Billen blieb stur, auch als sich sein eigener Kreisvorstand mehrheitlich von ihm distanzierte.

Spätestens seit dem Neujahrsempfang der Bitburg-Prümer CDU Ende Januar zeichnete sich ab, dass mit Michael Billen weiter zu rechnen sein würde. Alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen: Ein Politiker vom Schlage des Kaschenbacher Landwirts tritt nicht von sich aus den Rückzug an; er muss besiegt werden.

Mathilde Weinandy geht in diese Kampfabstimmung nicht chancenlos, aber es wird kein einfaches Rennen. Immerhin kann sich die 59-Jährige der Unterstützung des CDU-Landesvorsitzenden Christian Baldauf gewiss sein, der bei der entscheidenden Abstimmung mit Weinandy fiebern wird. Denn: Verliert Weinandy, verliert auch Baldauf.

Der Parteivorsitzende hat im Zusammenhang mit der Polizeidaten-Affäre schließlich Billens Kopf gefordert. Wenn die Bitburg-Prümer Christdemokraten dieser Aufforderung Ende Juni mehrheitlich nicht folgen, ist Christian Baldaufs Autorität dahin. Dann müsste der rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende um des eigenen Überlebens willen womöglich sogar beten, dass die Bitburg-Prümer SPD-Kandidatin das Direktmandat gewinnt.

Da sage noch jemand, Politik sei ein dröges Geschäft!

r.seydewitz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort