Bis zum Beweis des Gegenteils

Es ist allzu durchsichtig, wie die Opposition versucht, die drei aktuellen Bundeswehraffären auf den Verteidigungsminister zu ziehen, um ihn zu treffen. Man kann CSU-Mann Karl-Theodor zu Guttenberg mögen oder nicht, aber die Häufung der Zwischenfälle ist - so weit erkennbar - zufällig.

Und so weit bekannt, lassen die Vorkommnisse nicht darauf schließen, dass die Bundeswehr oder Teile von ihr ein Sauhafen geworden seien. Wenn ein Soldat im Zelt in Afghanistan mit der Waffe herumspielt und sich dabei ein tödlicher Schuss löst, kann der Minister nichts dafür, und auch nicht, wenn ein Kapitän oder seine Offiziere auf der Gorch Fock womöglich Ausbildung so mit Drill verwechseln, dass jemand dabei ums Leben kommt. Und die Öffnung von Feldpostbriefen geht offenbar auf Afghanen zurück, die vielleicht nach Geld suchten.

Es kommt darauf an, wie im Verteidigungsministerium auf Fälle reagiert wird. Ob Vertuschung der Grundansatz ist oder schonungslose Aufklärung. Festzuhalten ist zunächst, dass das Institut des Wehrbeauftragten genauso funktioniert hat, wie es soll: Die Soldaten haben sich beschweren können, die Missstände wurden bekannt und öffentlich. Niemand ist schutzlos. Festzuhalten ist zweitens, dass der Minister sofort zugesagt hat, Schuldige zu bestrafen, und dass er entsprechende Ermittlungen eingeleitet hat. Guttenberg lässt bisher keinen Zweifel daran, dass der Soldat für ihn Bürger in Uniform bleibt und nicht Landsknecht ist. Das sollte man ihm zunächst mal glauben - bis zum Beweis des Gegenteils.

nachrichten.red@volksfreund.de

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