Boom-Orte und Geisterdörfer

Die spannende Frage ist, was eine Kommune zukunftsfähig macht

In den nächsten Jahrzehnten wird der Bevölkerungsschwund in Rheinland-Pfalz weitergehen, die Einwohnerzahl deutlich unter die Vier-Millionen-Grenze sinken. In diesem Punkt sind sich die Demografie-Experten einig, auch wenn die Zeitschiene noch umstritten sein mag. Klar ist auch: Der ehemalige Regierungsbezirk Trier wird von diesem Negativ-Trend nicht verschont bleiben.
Einzig für das Oberzentrum selbst und den Kreis Trier-Saarburg sagen die Fachleute bis 2030 noch leicht steigende Einwohnerzahlen voraus. Die Prämisse ist, dass die wirtschaftliche Entwicklung im Nachbarland Luxemburg andauert, viele Deutsche dort nach wie vor einen Job finden und viele Luxemburger sich das Häuslebauen im eigenen Land nicht mehr leisten können.
Wer kann es angesichts der anhaltenden Nachfrage da den deutschen Gemeinden entlang von Mosel und Sauer verdenken, dass sie derzeit noch ein Neubaugebiet nach dem anderen ausweisen? Je mehr Einwohner ein Ort hat, desto besser ist für gewöhnlich seine Infrastruktur, ist sein Angebot an Geschäften, Schulen, Freizeiteinrichtungen oder Ärzten. Und desto größer wird auch das Interesse sein, wenn neue Bauplätze erschlossen oder Häuser verkauft werden.Demgegenüber kämpfen in weiten Teilen von Eifel und Hunsrück viele Gemeinden ums Überleben. Hat im Dorf erst einmal der vorletzte Laden dichtgemacht und gibt es keinen Arzt und auch keine Schule mehr, muss sich der Ortsbürgermeister über neue Baugebiete erst gar nicht den Kopf zerbrechen. Die Gemeinde würde sie ohnehin nicht los, allenfalls zum Schleuderpreis.
Um das zu erkennen, bedarf es keines modifizierten Landesentwicklungsprogramms, in dem die Zahl der Baugrundstücke künftig festgeschrieben sein soll.
Schwieriger ist für viele kleine Orte da schon eine Antwort auf die Frage, wie der Schwund an Einwohnern und Infrastruktur gestoppt werden kann. Wenn das nicht gelingt, wird es in der Region Trier schon bald die ersten Geisterdörfer geben. Und das wäre allemal schlimmer als ein paar Baugrundstücke, für die womöglich kein Käufer gefunden wird.
r.seydewitz@volksfreund.de

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