Das Atomland vor dem Ausstieg

Das sind gute Nachrichten für die Region, die da aus Frankreich kommen. Jedenfalls für alle, die nach der Fukushima-Katastrophe die Landkarte ausgepackt und mit dem virtuellen Zirkel einen 50-Kilometer-Kreis um das Atomkraftwerk Cattenom gezogen haben.

Die beunruhigende Erkenntnis, dass beim Supergau auch Trier und Umgebung zur verseuchten und lebensfeindlichen Zone werden könnten, hat Unbehagen hinterlassen - wenn es auch im Alltag meistens verdrängt wird. Wer gesteht sich schon gerne ein, auf einem Pulverfass zu leben.
Nun sieht es so aus, als gebe es eine reelle Chance, nach den nächsten Wahlen in Frankreich das Pannen-AKW endlich abzuschalten. Das müsste selbst grundsätzliche Befürworter der Atomenergie freuen, bleibt doch der veraltete Meiler hinter dem neuesten Stand der Sicherheitstechnik bei weitem zurück.
Wenn in absehbarer Zeit die vier markanten Dampfsäulen aus den Kühltürmen nicht mehr über dem Moseltal stehen sollten, hat das aber auch einen tiefer gehenden Symbolwert. Dass im Atomland Frankreich plötzlich ein weitgehender Ausstieg zur ernsthaften, mehrheitsfähigen politischen Option wird, zeigt die nachhaltige Dimension des Fukushima-Schocks. Und es macht im Nachhinein deutlich, wie richtig und unvermeidlich die Kehrtwende in Deutschland war, auch wenn sie manchem schwergefallen ist.
Noch ist nichts in trockenen Tüchern. Erst müsste Nicolas Sarkozy abgewählt werden. Genau dafür gibt es jetzt einen guten Grund mehr.
d.lintz@volksfreund.de

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