Das Einfache, das oft so schwer ist

Kommentar · Es gibt Menschen, die bei jeder Gelegenheit betonen, für die Bildung der Jugend müsse mehr getan werden. Und es gibt Menschen, die reden weit weniger, aber sie tun was.

Dazu gehören Lernpaten-Projekte wie das in Konz. Es ist eigentlich ganz simpel: Da gibt es einerseits Schüler, die aus eigener Kraft den Anschluss an die schulischen Anforderungen nicht schaffen, weil ihnen die nötigen Sprachkenntnisse fehlen. Und da gibt es andererseits Menschen, die Zeit, Lust und Energie haben, anderen etwas beizubringen - aus sozialem Engagement, aber auch zum eigenen Vergnügen.Das ergänzt sich wie Stecker und Steckdose. Aber damit der Bildungs-Strom fließt, muss man beides zusammenbringen. Das geht nicht von selbst. Es braucht Vermittlung. Und wie man die mustergültig, erfolgreich und - man mag\'s kaum glauben - ohne Strukturkosten auf die Reihe kriegt, zeigen die Konzer Doktoren. Überall im Land gibt es potenzielle Paten und betreuungsbedürftige Schüler. Aber oft treffen sie sich nicht. Die Bildungspolitik müsste sich die Finger danach lecken, Erfolgsmodelle genau zu analysieren und dahin zu übertragen, wo es ähnliche gesellschaftliche Strukturen gibt. Und wenn diese Analyse in bescheidenem Rahmen Kosten verursacht, wäre das allemal eine sinnvolle Investition. In Konz oder anderswo. Vielleicht auch eine, für die man Sponsoren gewinnen kann. Allerdings muss man auch darauf achten, die wunderbare Idee der Lernpatenschaft nicht überzustrapazieren. Lernpaten können das schulische Angebot sinnvoll ergänzen, aber sie sind kein Ersatz für fehlende Lehrer. Ihre Funktion besteht eher darin zu ersetzen, was früher im Familienverbund normal war: die begleitende Betreuung durch die Eltern. Wo Eltern selbst die deutsche Sprache kaum beherrschen, wo der Druck der Arbeit ihnen kaum Zeit lässt, wo Alleinerziehende mit Kindern und Job überfordert sind: Da ist reichlich Raum für den Einsatz ehrenamtlicher Helfer. Das wird nicht überall so gut funktionieren wie im lauschigen Konz. In Berlin-Marzahn herrschen wahrscheinlich andere Gesetze. Aber für die ruhigen Regionen von Rheinland-Pfalz könnte Konz tatsächlich eine Art Muster sein. d.lintz@volksfreund.de

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