Das Netz wird enger

Bis zu 50 Milliarden Euro werden nach Schätzungen von Fachleuten jährlich in Deutschland sauber gewaschen. Kriminelle, die Geld mit Drogendeals, Waffenhandel oder im Rotlichtmilieu verdienen, erfinden immer neue Tricks, wie sie ihre Einnahmen in den normalen Wirtschaftskreislauf einschleusen können.

Überall dort, wo Geschäfte anonym ablaufen, haben sie ein Schlupfloch. Doch die Behörden wollen die Netze, mit denen sie die Kriminellen jagen, engmaschiger weben. Mit Hilfe des Handels könnten sie ein gutes Stück vorankommen. Doch nur in dem Maße, wie die Wirtschaft mitzieht.
Für viele Unternehmen ist das keine einfache Sache. Natürlich bedeuten die Anforderungen für jede Firma mehr Bürokratie. Vor allem Juweliere und KFZ-Händler, aber auch Menschen, die mit Gold- und Silberwaren, Kunstgegenständen und Antiquitäten, Motorbooten oder teuren Pferden handeln, müssen in Zukunft einen Geldwäschebeauftragten bestellen, allerdings nur, wenn sie mehr als zehn Mitarbeiter haben und regelmäßig Bargeschäfte abwickeln. Der Geldwäschebeauftragte muss nicht nur seine Kollegen für die Problematik sensibilisieren, sondern im Ernstfall verdächtige Kunden bei den Fahndern anzeigen.
Da fürchtet mancher Händler, ob ihm nicht das ein oder andere gute Geschäft durch die Lappen geht. Ein junger Mann, der sich für mehrere zehntausend Euro ein Luxusauto zulegt? Wo und wie hat er sein Geld verdient? Ein Käufer, der ausschließlich mit 500 Euro-Scheinen zahlt - schon ein Verdachtsfall? Fragen, die der Händler sich und eventuell dem Kunden stellen muss.
Kein größerer Einkauf in Deutschland soll noch anonym sein. Dies trifft übrigens alle, die ihr Geld reinwaschen wollen, also auch den Unternehmer, der sein Schwarzgeldkonto aus dem Ausland in reale Werte umwandeln will.
Für Otto-Normalbürger bedeutet dies, dass auch er genau hinschauen muss. Denn längst suchen sich die Verbrecher neue Wege, um ihr illegales Geld einzuschleusen. Im Internet versprechen sie einen netten Zuverdienst, wenn sie Geld über Privatkonten leiten dürfen. Immer mehr Verbraucher fallen auf solche Tricks herein und machen sich damit direkt strafbar. Wenn das Netz auf der einen Seite enger wird, schwimmen die Kriminellen in eine andere Richtung. Deshalb müssen Händler und Verbraucher aufpassen, dass sie sich nicht selbst als Mittäter strafbar machen.
h.waschbuesch@volksfreund.de

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