Der einzige Trumpf

Keine Frage: Die irische Fluggesellschaft Ryanair hat das Armdrücken mit der Beteiligungsgesellschaft des Hunsrück-Flughafens Hahn klar gewonnen. Nach gerade einmal drei Wochen zog der Mainzer Multi-Minister Hendrik Hering gestern den bislang nur verbal angedrohten Hahn-Taler schon wieder aus dem Verkehr.

So rasch wurde wohl noch nie eine Währung wertlos! Deren Einführung hatte die Landesregierung ohnehin skeptisch gegenübergestanden. Doch der Mehrheitseigner Fraport bestand auf schnellen Maßnahmen, um das jährliche millionenschwere Defizit des Flughafens zu schmälern. Für diesen Fall hatte die irische Fluggesellschaft damit gedroht, dem Hahn die Flügel gehörig zu stutzen. Dass dies keine leere Drohung sein würde, war klar. Schon in der Vergangenheit hatten die Ryanair-Bosse nie lange gefackelt, wenn ihnen etwas gegen den Strich ging.

Zuletzt stand sogar der völlige Abzug der Iren vom Hahn zur Debatte. Für die Landesregierung, die den Hunsrück-Airport seit Jahren als Job-Maschine preist, wäre das ein Desaster gewesen - zumal Kommunal- und Bundestagswahlen ins Haus stehen. Verständlich, dass angesichts dessen in Mainz die Nerven blank liegen.

Dass das Land nun vermutlich Anteile des Hahn-Hauptgesellschafters Fraport übernimmt, ist wahrscheinlich kurzfristig der einzige Ausweg aus der Krise. Es ist aber auch ein riskantes Spiel der Landesregierung. Denn für die immer noch viel zu hohen roten Zahlen des Hahns müssen die rheinland-pfälzischen Steuerzahler künftig noch tiefer in die Tasche greifen als in der Vergangenheit. Und ob sich an der finanziellen Situation des Hunsrück-Flughafens in den nächsten Jahren tatsächlich etwas verbessert - wer kann das heute schon mit Sicherheit sagen?

Andererseits könnten die Rahmenbedingungen für eine Aufstockung des Landesanteils wohl besser nicht sein. Seit Wochen wird nicht nur in Deutschland über milliardenschwere Konjunkturprogramme diskutiert, die die negativen Auswirkungen der globalen Finanzkrise begrenzen sollen. Da wird doch Rheinland-Pfalz noch ein paar Millionen in den Hahn pumpen dürfen, ohne dass sich jemand groß darüber aufregt?! Zumal wirtschaftliche Alternativen in der durch den Truppenabzug gebeutelten Hunsrück-Region nicht in Sicht sind. Da kann es der Landesregierung ernsthaft niemand verdenken, dass sie auf ihren einzigen Trumpf setzt und hofft, dass er sticht.

r.seydewitz@volksfreund.de

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