Die Woche im Blick Warum nicht alles in der Region abhebt

Die Zukunft des Flughafens Hahn ist ungewiss. Ryanair zieht sich weiter zurück, Arbeitsplätze sind gefährdet, der neue Betreiber ist verstummt. Der Blick auf eine gewagte Konstruktion.

 Chefredakteur Thomas Roth

Chefredakteur Thomas Roth

Foto: TV/Friedemann Vetter

Unserer Region geht es wirtschaftlich in vielerlei Hinsicht gut – niedrige Arbeitslosenzahlen, die meisten Industrie-Unternehmen und Dienstleister melden gute Geschäfte und Handwerker müssen manche Aufträge gar verschieben oder ablehnen. Also alles heile Welt? Nein, so ist es nicht. Manche Unternehmen finden kaum mehr Arbeitskräfte,  und die Verkehrsanbindung ist ebenfalls in vielen Orten schwierig. Wer mit dem Fernzug von hier aus durch Deutschland reisen will, benötigt vor allem eines: viel Zeit. Eigentlich klingt dies nach guten Chancen, einen erfolgreichen Flugverkehr anzubieten. Es klingt nach einer spannenden und erfolgreichen Zukunft für einen Flughafen Hahn.

Doch wer genauer hinschaut, den wundert es nicht, dass es dort immer wieder Probleme gibt. Da ist zum einen die Konkurrenz: Wer schnell am Flughafen sein will, hat aus Richtung Trier etwa die Wahl zwischen Saarbrücken, Luxemburg und Hahn. Und für letzteren sieht es im Wettbewerb eher schlecht aus, Geschäftsreisende in Deutschland etwa finden hier keine Angebote. Zudem gibt es keine Möglichkeit, zum Flughafen im Hunsrück mit der Bahn anzureisen. Und bei Fernreisen ist die Idee, mit Köln und vor allem Frankfurt mithalten zu können, wenig mehr als heiße Luft.

In dieser Woche hat Ryanair angekündigt, ein Flugzeug abzuziehen. Ein Flugzeug, das klingt zunächst nach wenig. Ein Flugzeug ist aber viel, wenn es sich um eines von insgesamt fünf hier stationierten handelt. Es ist ein weiterer Rückzug des Billigfliegers, der vor Jahren mit viel Geld angelockt worden ist und der von der Konkurrenz zwischen vielen Flughäfen in den vergangenen Jahren immer wieder profitiert hat. Städte und Länder haben sich gegenseitig bei Gebühren und Kosten zum Beispiel für anzumietende Gebäude unterboten, sie haben wirtschaftlich gewagte Konstruktionen erfunden – und an vielen Orten sind Millionenverluste entstanden und weiter absehbar.

Der neue chinesische Betreiber HNA ist nach außen bisher kaum aufgefallen. Es gab große Versprechungen – und eines muss man den Betreibern zugestehen: Sie haben es in kurzer Zeit geschafft, das Frachtaufkommen zu erhöhen.

Doch die Probleme bleiben bestehen: Mit dem Mischbetrieb aus immer weniger Passagierflügen und Frachtangeboten ist der Hahn auf Dauer nicht überlebensfähig. Möglicherweise wird sich irgendwann die Frage stellen, ob der komplette Verzicht auf Passagier­flüge nicht die einzige Hoffnung ist. Wohlgemerkt: Das ist einerseits ohne Einblick in die Zahlen und die komplizierten Verträge kaum einzuschätzen. Und das würde andererseits einen kompletten Umbau am Hahn erfordern. Und zwar einen mit erheblichen Einschnitten: mit wesentlich weniger Arbeitsplätzen vor Ort, mit wesentlich weniger Möglichkeiten für die Region zu profitieren.

Ob es so kommt? Das ist derzeit ungewiss. Zumal HNA vor Ort seine Öffentlichkeitsarbeit praktisch eingestellt hat, die neuesten Entwicklungen bleiben unkommentiert.

Dennoch ist absehbar: Die von Anfang an sehr gewagte Konstruktion des Flughafens Hahn wird weiter für Unsicherheiten in unserer Region sorgen.

Und wieder einmal zeigt sich: In einer Marktwirtschaft zu hoffen, dass sich der Staat – egal ob Bund, Länder oder Kommunen – als Unternehmer erfolgreich durchsetzt, ist oft riskant, und es ist fast durchgehend teuer für alle Bürger.

t.roth@volksfreund.de

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