Der Hahn ist kein Biotop

Es tut sich was am Hahn - endlich. Nachdem der landeseigene Flughafen jahrelang eben wie ein Staatsbetrieb gemanagt worden ist, frei nach dem Motto "Es wird schon irgendwie gehen, und der Steuerzahler übernimmt die Miesen", hat der seit Februar eingesetzte neue Hahn-Chef Heinz Rethage die Reißleine gezogen.

Er managt den finanziell arg angeschlagenen, seit Jahren rote Zahlen schreibenden Flughafen betriebswirtschaftlich. So wie ein privates Unternehmen: alle Ausgaben auf den Prüfstand, Investitionen da, wo sie sinnvoll sind. Das ist der richtige Weg, wenn der Hahn überhaupt irgendwann schwarze Zahlen schreiben soll. Genauso wie die Einnahmen zu verbessern, etwa über höhere Parkgebühren. Ein öffentlicher Flughafen ist kein Wohlfahrtsunternehmen, das etwas zu verschenken hat, auch keine Parkplätze. Auch wenn dadurch vielleicht der eine oder andere Schnäppchenflieger dem Hahn den Rücken kehren wird. Ein harte Nuss dürften auch die von Rethage geforderten höheren Gebühren für die Fluggesellschaften werden. Schon jetzt ist klar, dass sich Platzhirsch Ryanair das nicht gefallen lassen und dicke Backen machen wird. Mit den üblichen Drohungen: Wenn die Gebühren erhöht werden, sind wir weg. Wenn es dem neuen Hahn-Chef ernst ist mit der Sanierung, bleibt er hart bei den Verhandlungen mit den Iren.
Und wenn ein Unternehmen saniert wird, dann geht es auch zumeist an Jobs. Das tut weh. Dass die Mitarbeiter verunsichert sind, ist verständlich. Es geht um ihre Existenz. Sie haben Angst, dass der nun geplante Stellenabbau erst der Anfang ist. Rethage muss seinen Leuten reinen Wein einschenken, wie ernst es um den Hahn steht, wie viele Stellen wegfallen.
Verständlich, dass Entlassungen dem sozialdemokratischen Verkehrsminister nicht schmecken. Doch die Landesregierung muss nun Farbe bekennen: Lässt sie Rethage freie Hand und ermöglicht sie ihm, den Hahn wie ein Privat-Unternehmen zu führen, oder halten Ministerpräsidentin Dreyer und Verkehrsminister Lewentz schützend die Hand über den Flughafen und behandeln ihn wie ein Biotop?
Ein gutes Signal wäre es auch, wenn die Opposition, allen voran die CDU, ihre Kontra-Haltung gegenüber allem, was Land und Flughafen-Management auf dem Hahn bewegen, aufgeben würde. Gerade die CDU hat immer gefordert, dass der Flughafen so schnell wie möglich aus den roten Zahlen herauskommt und professionell gemanagt wird. Daher wäre es angebracht, einfach mal billige Wahlkampf-Polemik ruhen zu lassen und anzuerkennen, dass der Hahn womöglich auf einem guten - zumindest besseren - Weg ist.
b.wientjes@volksfreund.de

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