Der linke Privatkrieg

Hamburg und die Gewalt beim G-20-Treffen

 Hagen Strauß

Hagen Strauß

Foto: Mathias Krohn

Es sind unerträgliche Szenen, die von Hamburg aus um die Welt gehen - brennende Autos und Mülltonnen, Rauchschwaden über der Stadt, verletzte Polizisten. Wie in einem Bürgerkrieg. Die heftigen Krawalle überschatten den G-20-Gipfel. Hamburg wird drei Kreuze machen, wenn der G-20-Tross heute endlich wieder abgezogen ist.

Diese Bilder dürfen nicht die sein, die für den Protest gegen das Treffen der Mächtigen in Erinnerung bleiben. Ansonsten wird man denen nicht gerecht, die während des Gipfels den Mut hatten, friedlich und kreativ für ihre Ziele zu demonstrieren - und das waren Tausende. Weit mehr als die Chaoten des sogenannten Schwarzen Blocks, die alles und jeden in der Hansestadt attackierten und gegen alles und jeden ohne Rücksicht ihren linksradikalen Privatkrieg führten. Ja, dieses Wort muss man benutzen. Mitten in Deutschland.
Zu Recht ist die Polizei gegen die Täter mit aller Härte vorgegangen. Viele Videos von umherziehenden Chaoten belegen, dass sie nur ihre Lust an der Gewalt auslebten. Wer da behauptet, die Eskalation sei ausschließlich von der Polizei ausgegangen, lebt in einer anderen Welt.

So verwirklicht man keine politischen Ziele, wenn sie denn überhaupt vorhanden sind. Wut auf das System taugt da als Begründung auch nicht. Wütend können jene Menschen auf die G 20 sein, die abgehängt sind vom Reichtum in der Welt oder auf der Flucht vor Krieg und Klimaverwerfungen. Aber nicht linksautonome Wohlstandskinder, denen es in Hamburg offenkundig nur um Randale gegangen ist. Sie haben nicht die Fahrzeuge von Autokraten angezündet, sondern von Anwohnern, nicht Generäle attackiert, sondern Geschäfte.

Die Kriminellen haben dafür gesorgt, dass die Mächtigen den berechtigten Anliegen der Globalisierungskritiker noch weniger Aufmerksamkeit schenken. Dabei sind es gute und richtige Ziele, wenn man von den G 20 erwartet, dass sie gemeinsam für eine gerechtere und sozialverträglichere Wirtschafts- und Finanzordnung sorgen. Kurzum: für eine bessere Welt. Eine, die Millionen von Menschen mehr Lebensqualität und mehr Teilhabe bringt. Durch eine globale Politik, die nicht nur auf Wachstum fokussiert ist, sondern verstärkt Aspekte wie Armutsbekämpfung, Menschenrechte, Klimaschutz und Verteilungsgerechtigkeit ins Visier nimmt. Das ist viel verlangt, aber nicht zu viel. Dafür einzustehen ist keine Polit-Romantik, sondern dringend notwendig.

Hamburg muss und wird ein Nachspiel haben, keine Frage. Es ist keine Kapitulation vor den Gewalttätern, wenn man sagt, eine so umstrittene Mammutveranstaltung wie der G-20-Gipfel hat in einer Großstadt nichts zu suchen. Weil der Aufwand für und die Auswirkungen auf eine Stadt wie jetzt Hamburg gigantisch sind. Und: Weil es den Bürgern, die nicht vorher schon die Stadt verlassen haben, nicht zuzumuten ist, Angst um Leib und Leben zu haben. So bitter und frustrierend diese Erkenntnis auch ist.

nachrichten.red@volksfreund.de

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