Der nackte Wahnsinn

So kurz vor den Wahlen ist nicht der beste Zeitpunkt, um ein Ministerium, das den letzten Rüstungsskandal noch nicht verdaut hat, nach den Problemen und Mehrkosten des nächsten Pannenprojekts zu fragen. Zumindest nicht, wenn man sinnvolle Antworten haben will.

Laut Ministerium entstehen nämlich dadurch, dass der Schützenpanzer Puma Probleme hat, überhaupt keine Mehrkosten. Da Ministerien ja nicht schwindeln, gibt es für diese Aussage auch eine Erklärung. "Nackte Panzer" (O-Ton aus dem Ministerium) spielen darin eine tragende Rolle. Und die Inflation. Tja, wen trifft die nicht.

Mit der nackten Wahrheit wäre dem Bürger allerdings besser gedient. Der gesunde Menschenverstand sagt, dass es ganz sicher Geld kostet, wenn die Bundeswehr einen neuen Panzer auf dem Weg zur Serienreife sechs Jahre länger testen muss als geplant, weil eine lange Liste gravierender technischer Mängel auftaucht. Egal aus welchem Topf dieses Geld nun fließt. Es fließt. Und es wird weiterfließen. Selbst dann, wenn der Puma bis Ende Oktober nicht pannenfrei sein sollte (was derzeit nicht auszuschließen ist). Wer würde dieses Projekt auch stoppen - nun, da schon so viel Zeit und Geld investiert wurden?

Dafür ist es zu spät. Für Deutschland darf es schon der teuerste Schützenpanzer der Welt sein. Dass er so schlecht konstruiert ist, dass er sein eigenes Gewicht anfangs nicht tragen kann? Das scheint niemand als Problem zu empfinden. Technische Hindernisse gehören im Rüstungsbusiness schließlich zum Geschäft. Enttäuschend, dass all das politisch bis Anfang dieser Woche kein Thema war. Schade, dass an diesem System niemand etwas ändert. k.hammermann@volksfreund.de

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