Der Offenbarungseid

Kommentar · Schluss mit dem Gewurschtel: Die EU-Kommission versagt dem Land Rettungsbeihilfen für den Nürburgring. Dadurch erzwingt Brüssel eine Neuordnung durch einen Insolvenzverwalter.

Und damit enden die kläglichen Rettungsversuche der Landesregierung mit dem gescheiterten "Zukunftskonzept" des ehemaligen Wirtschaftsministers Hendrik Hering und dem Gezerre zwischen dem ebenso glücklosen Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) und den privaten Pächtern Jörg Lindner und Kai Richter.

Was die SPD-Spitze, allen voran Ministerpräsident Kurt Beck, nicht wahrhaben und übertünchen wollte, wird nun Realität: Die Pleite der Nürburgring GmbH, die in der Vergangenheit immer wieder mit Steuermitteln gepäppelt wurde, ist gleichzeitig ein politischer Offenbarungseid. Hervorgerufen wurde dieser durch die Großmannssucht an der Eifel-Rennstrecke, wo gigantische Summen überwiegend in nutzlose Betonklötze investiert wurden.

Die spannende Frage lautet nun, was ein Insolvenzverwalter überhaupt durch den Verkauf von Immobilien und anderem erlösen kann. Das Land hat den Vermögenswert der Nürburgring GmbH in einer Überschuldungsbilanz gegenüber der EU auf lediglich 126 Millionen Euro beziffert. Dem stehen allein Darlehen von 330 Millionen Euro bei der Förderbank ISB gegenüber, für die das Land - also der Steuerzahler - haftet. Unterm Strich wird mit Sicherheit viel Geld in der Eifel verbrannt, auch wenn Regierungschef Beck frech und fröhlich anderes behauptet.

Motorsportfans aus aller Welt, die die legendäre Grüne Hölle lieben, müssen nun bangen. Weitere Formel-1-Rennen sind eher unwahrscheinlich, weil teuer und von den Grünen nicht gewollt. Ob es publikumsträchtige Veranstaltungen wie den Truck-Grand-Prix oder Rock am Ring künftig noch geben wird, steht in den Sternen.

Obwohl Politiker das Desaster am Ring angerichtet haben, werden sie weiter kräftig mitbestimmen. Denn der Insolvenzverwalter wird vom Land bestellt und beeinflusst. Es bleibt zu hoffen, dass er dennoch einen Weg findet, um das Chaos zu ordnen. Jedenfalls ist er noch die beste Chance, um den Nürburgring und die Menschen in der Region von den jahrelangen Leiden zu erlösen. f.giarra@volksfreund.de

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