Der Preis war zu heiß

Der Bundesregierung scheint zu missraten, was immer sie in diesen Tagen auch anpackt. Kopfschütteln in Europa über das verwirrende deutsche Treiben bei der Euro-Krise, Aufschrei in Berlin über eine, vorsichtig formuliert, zweifelhafte Rüstungsexportpolitik.

Und nun stehen auch noch die deutsch-russischen Regierungskonsultationen unter einem schlechten Stern, weil die Verleihung des Quadriga-Preises für Ministerpräsident Wladimir Putin ausfällt. Aber zumindest damit hat die Regierung doch nichts zu tun, mag mancher einwenden. Irrtum. Der Verein, der den Preis verleiht, ist zwar eine private Einrichtung, aber deshalb noch lange nicht frei von regierungspolitischen Einflüssen. Immerhin sitzt Verkehrsminister Peter Ramsauer mit im Kuratorium. Dass der bei der entscheidenden Sitzung zur Bestimmung des Preisträgers nicht dabei gewesen sein will, macht die Sache keinen Deut besser. Und noch etwas kommt hinzu: Die Zeremonie findet stets am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit (!) statt. Ein offizielles Datum, das wie nur wenige andere in Deutschland für Menschenrechte steht und den Drang nach Freiheit und Rechtsstaatlichkeit symbolisiert. Dass der ehemalige KGB-Geheime Wladimir Putin diesem Anspruch nur schwerlich gerecht wird, hätte dem Vereinsvorstand von Anfang an klar sein müssen. Selbst nach Absage der Veranstaltung hat er nicht die Größe, einzuräumen, Leute, war ne blöde Idee von uns, im nächsten Jahr machen wir es besser. Stattdessen führt man offenbar schwer beleidigt den "unerträglichen Druck" von außen für die Revision der Entscheidung ins Feld. Beruhigend zu wissen, dass Demokratien derlei Druck erzeugen können. nachrichten.red@volksfreund.de

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