Der schnöde Beton

So viel Recht muss sein: Wer nicht möchte, dass sein Haus panoramaartig im Internet abgebildet wird, der kann dem jetzt widersprechen. Zwar nur vier Wochen lang, aber immerhin. Dass Google diese Möglichkeit einräumt, ist dem Druck der Politik und der Datenschützer zu verdanken.

Und dem Internet-Giganten würde kein Zacken aus der milliardenschweren Krone brechen, wenn er diese Handhabe für besorgte Bürger dauerhaft einrichtete.

Datenschutz wird im Internetzeitalter immer wichtiger. Und gerade den Netz-Konzernen muss sorgsam auf die Finger geschaut werden. Über den Foto-dienst Street View wird jedoch in Deutschland eine fast hysterische Debatte geführt. Daran ist Google selbst Schuld. Weil das Unternehmen in der Vergangenheit gerne Fakten geschaffen hat, statt transparent zu agieren - was vermutlich im Wesen eines solchen Großkonzerns liegt: Häuser wurden einfach fotografiert, Fronten mit Lasern gescannt, persönliche Daten privater WLAN-Netze gespeichert. Vertrauensfödernde Maßnahmen waren das nicht. Im Gegenteil, so hat Google die Angst vor einem allumfassenden Datenkraken geschürt. Und dann muss man sich auch nicht wundern, wenn die Politik sich populistisch in Stellung bringt.

Betrachtet man indes die Fakten, gilt für Street View: Es wird nur veröffentlicht, was jeder Fußgänger ohnehin sehen kann - vor allem Häuserfronten. Was der schnöde Beton mit Privatsphäre zu tun haben soll, bleibt somit ein Rätsel. Außerdem helfen die Bilder, sich zu orientieren und zu informieren. Über andere Städte, über den nächsten Urlaubsort, über Routen. Die Welt wird also ein Stück offener. Wer das nicht will, kann ja widersprechen.

nachrichten.red@volksfreund.de

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