Deutsche Standortvorteile

Wie sich die Zeiten ändern. Noch bis vor wenigen Jahren galt Deutschland wegen seiner schwachen Wirtschaftsleistung als der kranke Mann Europas. Nun ist Deutschland zum europäischen Vorreiter geworden.



Laut Bundeswirtschaftsministerium hat die deutsche Produktion überdurchschnittlich kräftig zugelegt. Besonders der Export zog deutlich an. Kurz zuvor war schon bekannt geworden, dass die Arbeitslosigkeit zwischen Flensburg und Bodensee sogar geringer ist als vor Ausbruch der Wirtschaftkrise.

Diese Erfolge sind nicht vom Himmel gefallen.

Zum einen profitieren die Unternehmen von flexiblen Arbeitszeitmodellen, die sie mit den Gewerkschaften ausgehandelt haben. Damit ist die Sozialpartnerschaft entgegen mancher Unkenrufe ein handfester Standortvorteil.

Zum anderen sorgt eine weitreichende staatliche Förderung der Kurzarbeit dafür, dass Betriebe in der Auftragsflaute ihre Fachkräfte nicht entlassen müssen. Für viele Firmen ist die Durststrecke vorbei. Andere sind noch mittendrin.

Insofern ist auch eine nochmalige Verlängerung der Kurzarbeit-Regel gerechtfertigt, wie sie der Bundestag gestern beschlossen hat. Wenn es einen Makel gibt, dann den, dass der hohe Anteil der Langzeitarbeitslosen wie in Beton gegossen zu sein scheint. In anderen Staaten kommen die Betroffenen zum Teil deutlich schneller wieder in Lohn und Brot. Schon wegen der demografischen Entwicklung kann sich Deutschland eine "stille Reserve" unter den Erwerbslosen aber immer weniger leisten.

Die Bundesregierung ist gut beraten, ihre geplante Rotstiftaktion bei der Bundesagentur für Arbeit kritisch zu überdenken. Massive Kürzungen würden unweigerlich zu Lasten der Arbeitsförderung von Hartz-IV-Empfängern gehen. Mit dem Ergebnis, dass der Staat weiter für ihren Lebensunterhalt sorgen muss. Das kann auch Schwarz-Gelb nicht wollen.

nachrichten.red@volksfreund.de

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