Die Angst vor der Wahrheit

Das hat den ohnehin gebeutelten deutschen Soldaten in Afghanistan gerade noch gefehlt: keifende, friedensbewegte europäische Außenminister, die auf ihrer Tagung am Wochenende nichts Besseres zu tun haben, als aus sicherer Entfernung den Luftangriff öffentlich als schweren Fehler zu geißeln und den Friedensapostel zu geben.

Dazu passt, dass sich demnächst vermutlich ein deutscher Staatsanwalt mit dem Thema befassen und eine Untersuchung wegen eines eventuellen Tötungsdelikts einleiten wird. So als sei Oberst Georg Klein, der den Luftschlag angefordert hatte, in betrunkenem Zustand mit seinem Auto in eine Menschenmenge gerast. Völlig absurd!

Die Fakten sehen so aus: Terroristen kapern auf brutale Weise zwei Tanklastzüge mit Tausenden Litern Treibstoff. Der Oberst fordert einen Luftschlag an. Zwei F-15-Kampfflugzeuge zerstören mit Präzisionsbomben die Fahrzeuge. Bei dem Angriff kommen etwa 50 Terroristen und eine bisher unbekannte Zahl von Zivilisten ums Leben.

Das müsste sich eigentlich erklären lassen. Aber einmal mehr zeigt sich Verteidigungsminister Franz Josef Jung vollkommen überfordert. Statt klarer Angaben und erklärender Worte gibt er unhaltbare, mit den Verbündeten nicht abgesprochene Versionen dessen zum besten, was da am Freitag in Kundus geschehen ist. Warum nicht endlich ein eindeutiger Satz darüber, dass die Bundeswehr samt allen anderen kämpfenden Nationen am Hindukusch in einen schmutzigen Krieg gegen die terroristischen Taliban verstrickt ist? Stattdessen schwadroniert Franz Josef Jung seit Monaten ungeachtet aller Fakten von der angeblichen Aufbaumission und den friedenssichernden Absichten seiner Soldaten.

Nötig wäre endlich Klartext: Es ist nicht die Zeit des Rückzugs und der Rücksichtnahme. Wenn die Allianz diesen Krieg nicht verlieren und irgendwann den Frieden gewinnen will, muss sie mit aller Härte in Afghanistan und von Pakistan aus zuschlagen.

Statt dessen tragen sich einige angebliche Gutmenschen diesseits und jenseits des Atlantiks ernsthaft mit dem Gedanken, mit den Taliban zu verhandeln.

Stellt sich die Frage, worüber geredet werden soll? Über Menschenrechte? Über Demokratie? Über Freiheit? Über Gleichberechtigung? Über ein Ende des weltweiten islamistischen Terrors? Ausgerechnet mit diesen Steinzeit-Islamisten und Sympathisanten Osama bin Ladens über fundamentale Werte reden? Wer glaubt, dass so etwas geht, der glaubt auch, dass Georg W. Bush den Friedensnobelpreis verdient hat.

d.schwickerath@volksfreund.de

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